Donnerstag, 24. September 2009

Out of Mosambik

Liebe Freunde und eifrige Mitleser,

wir sind dieses Wochenende unterwegs und fahren nach Simbabwe, von Europa aus gesehen wiedermal eine halbe Weltreise in die Tiefen des afrikanischen Kontinents, von Beira aus eine 4 Stundenfahrt mit dem tiefsinnigen Zweck, das Visum von Iris neu ausstellen zu lassen da das alte nächste Woche ausläuft.

Bitte also nicht wundern wenn wir telefonisch und sonstwie nicht erreichbar sind.

Geplante Tour: Heute nach Mutare, morgen Botschaftskram erledigen, Wochende am Vumba-Mountain, eventuell noch das Umland von Mutare erkunden. Montag oder Dienstag Rückfahrt nach Chimoio um dort die Fakultät der UCM zu besuchen (damit ist auch meine Fahrt gerechtfertigt...)

Nachdem was wir bisher über Simbabwe, einstige Kornkammer und Vorzeigestaat des südlichen Afrikas gehört haben, sind wir schon sehr gespannt. Eine andere Welt soll es sein, im Vergleich zu Mosambik. Allerdings halt durch die Misswirtschaft des Diaktators Mugabe mittlerweile ausgesaugt, die Inflation im letzten Jahr betrug einige Millionen (!!!) Prozent, die lokale Währung wurde abgeschafft und der US-$ ist nun offizielles Zahlungs- und Bestechungsmittel.

Vamos ver, schaun ma mal...

Also dann, nächste Woche gibts dann ein paar Eindrücke aus Simbabwe (dort soll es Flohbänder geben, das wird ganz besonders unserem Hündchen gefallen :-) )

Alles Liebe,

Andreas & Iris

Donnerstag, 17. September 2009

Mosambik und seine Menschen

Auch ich versuche wiedereinmal alle Eindrücke und Erlebnisse in einen Bericht zu packen - kürzer ist leider unmöglich :-)

Da wir nun schon länger als zwei Monate hier sind erleben wir so Manches, was am Anfang besonders war, als normal. Man gewöhnt sich ziemlich schnell an seine neue Umgebung, natürlich erleben wir aber immer noch überraschende Momente in der Begegnung mit Menschen aus Mosambik. Die Sprachbarriere spielt immer noch eine Rolle und erweckt immer wieder das Gefühl von neuem, dass man manche Begegnungen die sehr spannend sind, nicht so richtig ausschöpfen kann. Könnte man doch alles was einem erzählt wird verstehen und die eine oder andere Frage daran knüpfen, die dann die nächste Erzählung ins Rollen bringt – das Erleben wäre um so vieles reicher! Andererseits schützt die Sprachbarriere vielleicht auch vor allzu schnellem eintauchen in die andere Kultur – das Erleben ist ohnehin so schon reich genug.

Am Wochenende haben wir unseren ersten Off-Road-Ausflug in die Umgebung von Beira gemacht. Wir haben Djonge auf der Suche nach dem geeigneten Djembenholz in die Wälder und Dörfer von Savane begleitet. Djonge ist schon lange mit Hani, einer Kollegin, befreundet und ist ein meisterhafter Trommler und zeigt uns wie man eine Djembe vom ersten Augenblick an herstellt. (Danach gibt er uns hoffentlich auch noch solange Trommelunterricht, bis wir gut mit dem Instrument umgehen können ☺.)

Nachdem wir ein paar Bauern besucht haben, mit denen Djonge über Preis und Qualität des Trommelkörpers verhandelt hat, hat uns der letzte Bauer zum Regulo begleitet, bei dem wir schließlich zelten wollten. An einem Regulo geht in Mosambik nichts vorbei. Alles muss mit diesem abgeklärt werden. Der Bauer hätte uns nicht einfach erlauben können auf seinem Grundstück zu campieren, alles muss vorher mit dem Regulo abgeklärt werden. Ein Regulo ist so was wie ein Bürgermeister, der jedoch nicht politisch eingesetzt wird, sondern aufgrund von Tradition. Er beeinflusst alle Entscheidungen, die in seinem Gebiet getroffen werden.
Also fuhren wir eine weitere Stunde durch das Gelände zum Haus des Regulo.
Dort angekommen überreichten wir Gastgeschenke und stellten uns vor – Hani und Djonge, die Portugiesisch beherrschen, erklärten den Grund unseres Hierseins und baten den Regulo um einen Platz zum Campen. Er erlaubte es.

Am Anfang fühlten wir uns nicht wohl. Es ist ungewohnt, bei jeder Kleinigkeit den Regulo um Erlaubnis zu fragen. Die anderen Männer, Frauen und Kinder konnten keine Stellung beziehen, ihnen war nicht erlaubt irgendetwas zu entscheiden. Der Regulo wirkte außerdem sauer, weil Hani auf seine Frage, wo ihr Patrao (=Herr) sei, geantwortet hat, dass sie ihr eigener Patrao ist. Etwas völlig unverständliches für den Regulo. Gleich nach den ersten Sätzen prallte bei dieser Begegnung die zutiefst hierarchisch strukturierte Haltung des Regulos in dessen Augen Frauen als Besitz gelten und er sicherlich mehr als drei hat, mit der selbstverständlichen – und europäischen Haltung von Hani aufeinander, dass jeder Mensch fei ist selbst zu entscheiden.
Hani und Djonge wussten jedoch auch, wie sie die Situation wieder retten konnten. Wir gingen zum nächsten Haus, wo wir Getränke kaufen konnten. Die Männer konnten mit 8 Flaschen Schnaps ohne weiteres freundlich gestimmt werden und waren am Ende des Abends auch ziemlich betrunken.

Im Laufe des Abends erfuhren wir, dass gerade eine Trauerfeier abgehalten wurde, da die vier Monate alte Tochter des Regulo am Montag verstorben war. Durch unser erscheinen haben wir die Trauerfeier des Dorfes ohne es selbst zu wissen in ein unerwartetes Spektakel verwandelt. Andreas hat seine Feuerpois ausgepackt und hat alle damit beeindruckt. Ich fühlte mich umso mehr in eine magische Welt versetzt. Die Hütten, die nur durch den Widerschein des Feuers erhellt wurden, die Lagerfeuer von denen aus die Menschen dem Feuerspiel zusahen. Die Frauen saßen um ein eigenes Feuer, die Männer ein Stück entfernt um ein anderes. Dazwischen die Hunde, die Kinder. Wir Fremden saßen bei den Männern. Dann servierten die Frauen für uns das Huhn, das sie zwei Stunden vorher für uns geschlachtet haben. Unser Hunger war schon ziemlich groß, ganz klar, dass es ausgezeichnet schmeckte.

Nhica machte der Ausflug ganz besonders Spaß, er konnte mit anderen Hunden herumtoben, Hühner jagen und die Umgebung erkunden. Er hat uns gezeigt, dass er ein toller Outdoor-Hund ist und jedes Abenteuer mitmacht.

In der Stadt läuft zum Glück vieles anders. Von so extremen hierarchischen Strukturen bekommen wir hier unmittelbar nichts mit. Auch wenn der Führungsstil mancher Vorgesetzter gegenüber den Einheimischen manchmal sehr herrisch ist, und die Angestellten widerrum sich wie Untergebene verhalten. Auch Andreas ist für unsere Guardas der Patrao. Volkmar, ein H3 Kollege, wollte seinem Guarda abgewöhnen ihn „Patrao“ zu nennen. Seither nennt er ihn Boss. Ansonsten merkt man doch mehr Offenheit und Freigeist.

Was lange nicht heißt, dass das Leben so verläuft, wie bei uns. Insbesondere auf ein anderes Zeittempo müssen wir uns einstellen. Nicht nur, dass wir plötzlich eine Unmenge an Zeit zur Verfügung haben, viele andere Dinge brauchen ebenfalls viel Zeit. Seit Wochen warten wir nun auf unseren Internetanschluss. Seit zwei Tagen haben wir nun endlich eine Leitung, seither warten wir aber, dass sie frei geschaltet wird.

Heute (16.09.09) konnten wir endlich ein Regal von einem Tischler abholen, auf das wir ebenfalls schon seit Wochen warten. Angesichts seiner Möglichkeiten und seiner nur dürftig ausgestatteten Werkstatt ist es andererseits auch wieder toll, dass er es in „nur“ Vier Wochen bauen konnte.

Im Notfall kann es dann aber wieder überraschend schnell gehen. Letzte Woche ist unsere Wasserpumpe ausgefallen. Ich habe mich schon darauf eingestellt nun ein, zwei Tage kein Wasser im Haus zu haben. Nach einem Telefonat mit der Hausverwalterin sind die Handwerker dann schon nach einer Stunde da gewesen und haben die Pumpe in kurzer Zeit repariert.
Anekdoten gibt es noch unzählige zu erzählen.

Ich freue mich auch über eure Geschichten und Neuigkeiten aus Österreich (Schweden oder Amerika)!

Liebe Grüße!
Iris und Andreas

PS.: nun kann ich doch noch gleich die frohe Botschaft verkünden: das Internet funktioniert endlich! Ab sofort sind wir wieder von zuhause aus mit der "Welt" vernetzt :-).

Montag, 14. September 2009

Update September

Hallo liebe Leute,

nachdem wir leider immer noch keinen Webzugang zu Hause haben, gibts die Infos aus Beira wiedermal etwas später dafür aber in geballter Ladung :-)

Im letzten Monat war für uns weiter Setteln angesagt, Haus weiter einrichten und zahlreiche Behördengänge zu erledigen.

Die ganzen Kleinigkeiten fressen ganz schön viel Zeit auf, beispielsweise das Anmelden und Versichern des Autos braucht einen Zeitaufwand von mehreren Tagen über insgesamt zwei Wochen verteilt. Der Kaufvertrag muss notariell beglaubtigt werden (war mal mittags beim Notar, angesichts der Menge von etwa wartenden - d.h. im Pulk herumstehenden und schreienden 50 Personen bin ich wieder gegangen), anschließend beim Verkehrsamt abgegeben und bearbeitet werden. Eine Woche später kann man dann den Zulassungsschein abholen und zur Versicherung fahren, um die Haftpflichtversicherung abzuschließen, was wieder einen halben Vormittag in Anspruch nimmt. Steuern und die Radiogebühren hab ich noch nicht bezahlt - hab ich erst gestern erfahren dass das auch noch nötig ist... wird wohl wieder ein Lauf von Ponitus zu Pilatus.

Ähnlich schnell schreitet auch unsere Telefonleitung/Internetanmeldung voran. Man braucht hier einfach immer zig Termin bis ein paar Zetteln ausgefüllt und abgestempelt werden, Geduld ist eine Tugend heißt es und von dieser braucht man hier echt mehr als genug.

Dank Nhica, unserm Hund, sind wir quasi gezwungen fast täglich einen ausgedehnten Spaziergang zu machen. Der Kleine liebt den Strand ebenso wie wir - nachdem dieser auch nur einen Katzensprung von der Haustüre entfernt liegt wandern wir meist den langen Sandstrand auf und ab. Ein Grund, warum Nhica den Strand wohl so gern hat sind die zahlreichen Fischreste von den Fischern. Vorletzte Woche allerdings hat er sich ein wenig übernommen und zu viel oder das falsche Zeug erwischt und sich einen Nachmittag lang erbrochen, hoffentlich eine Lehre nicht mehr alles anzurühren was hier so herumliegt...

An den Wochenenden waren wir sehr aktiv, haben den Hausstrand von Beira erkundet (Rio Savane, ein kitschig netter Palmensandstrand mit Campinggelegenheit und Bungalows 30km vor Beira). Waren auf dem Festival de Arte de Young Africa und haben dieses Wochenende unsere Offroad-Taufe hinter uns gebracht und einen ausgedehnten Ausflug in den Busch unternommen. Zur weiteren Erläuterung der Ausflüge gibts eine Menge neuer Fotos mit entsprechenden Kommentaren.
Viel Spaß mit den Fotos!

http://www.flickr.com/photos/ratzi/sets/72157622364798316/

Würden uns auch mal über die eine oder andere Nachricht von euch freuen - bis bald mal wieder,

Andreas und Iris