Aktueller Stand: Ich hab immer noch keins. Aber es sieht nicht schlecht aus. Letzte Woche habe ich alle möglichen Kraefte mobilisiert, damit man endlich wiedermal genau über das Problem spricht: wer macht was, bis wann, wo kann man zusammenarbeiten, was muss MULEIDE machen etc. und mit diesem Wirbel (sogar die Chefin aus Wien war dabei = viel Autoritaet) ist es mir gelungen, dass alle Zustaendigen nun mit vereinten Kraeften dem Ziel folgen bis zum 20. Dezember endlich (nach 16 Monaten in Mosambik und nun schon 10 Monate bei Muleide) ein Dire für mich zu organisieren. MULEIDE muss nur noch bestaetigen, dass sie keine Schulden beim INSS (= Sozialversicherung) haben.
Mal sehen, ob dies so leicht zum Beweisen geht. Soweit ich weiß, gibt es, seit ich bei Muleide bin, diesbezüglich Unsicherheiten und Verhandlungen mit dem INSS. Aber manchmal ist es dann auch echt überraschend was es plötzlich – wenn scheinbar gar nichts mehr geht – für mosambikanische Lösungen gibt.
So bekam ich erstmals von der hiesigen Migracao eine Verlaengerung um ganze 60 Tage, nachdem der mosambikanische Konsul in Mutare mir bei meiner letzten Ausreise im September bekannt gegeben hat, dass dies nun das letzte Arbeitsvisum sei, dass er mir ausstellen kann - mehr als sieben geht einfach nicht, da eigentlich nur sechs erlaubt waeren. Der Konsul trug mir außerdem auf, mit dem Direktor der Migracao in Beira persönlich zu reden, da es seiner Ansicht nach eine andere Lösung gibt, ich solle nicht laenger auf Muleide warten. Das siebte Arbeitsvisum, sei aber nicht mehr – da es wie gesagt schon das siebte ist, was eigentlich nicht geht – wie üblich um 30 Tage verlaengerbar.
O.K. So weit so gut.
Mit dieser neuen Information fuhr ich dann zurück nach Beira. Irgendwie sehr froh, dass es endlich eine letzte Frist gibt. Ich bin das Warten auf das Dire einfach schon sowas von satt, genauso wie das Angewiesen sein auf die Freundlichkeit der Beamten und das staendige Ausreisen, um einen neuen Aufenthaltstitel zu erwerben. Bei meiner letzten Reise nach Zimbabwe hab ich gleich vorsichtshalber einen neuen Reisepass in Harare bei der österreichischen Botschaft machen lassen, weil meiner schon beinahe voll ist, mit fast ausschließlich Visas aus Mosambik und Zimbabwe.
Also ging ich gleich am naechsten Tag zur mosambikanischen Einreisebehörde in Beira. Die kennen mich alle schon recht gut. Die Beamten sind immer freundlich und ich hatte auch kein einziges Mal ein schlechtes Erlebnis (von wegen Bestechung oder so). Wenn ich endlich mein fertiges Dire dort abholen werde, bringe ich ihnen mit Sicherheit eine Runde Getränke oder Schokolade mit, als großes Dankeschön, dass sie diesen – meinen – Spießrutenlauf mit soviel Geduld und ausdauernder Freundlichkeit begleitet haben. Aber an diesem Tag wollte ich zum Direktor – Big Boss , also. Da weiß man nie so genau, wer einem da gegenüber sitzen wird. Meistens ein vollbeleibter Mann, der sich in seinem omnipotenten Machtbewusstsein suhlt. So wartete ich auch gleich mal eine gewisse Zeit in einem angenehmen, polsterbezogenen, tiefen Sessel im Empfangsraum seines Sekretaers auf den Moment, wo er mich in sein Zimmer einlassen würde. Der Mann war dann auch ganz o.k. Nelito hatte mich begleitet und die Kommunikation lief dann mehr oder weniger zwischen den Beiden, mit dem Ergebnis, dass die Migracao natürlich nichts machen kann. Muleide muss die notwendigen Dokumente bringen und ich könne nur noch 30 Tage im Land bleiben. Ich war nur froh, dass da wieder so klare Worte waren, die nur das eine heißen konnten: schnelles Handeln seitens Muleide oder klare Tatsachen. Egal wie es am Ende ausgeht, baldige Klarheit ist wie Balsam auf meiner Seele. Doch da habe ich mich zu früh gefreut. Nachdem die Dringlichkeit an Muleide weiterkommuniziert wurde, fand sich eine furchtbar schnelle Lösung: Meirinho, der Koordinator von Muleide besuchte kurzerhand den Direktor persönlich und flugs, da war es plötzlich möglich, mein Visa zu verlaengern, genau um die Zeit die Muleide gedenkt zu benötigen, um mein Dire zu organisieren. Gut. Da hatte Muleide nun weitere 60 Tage Zeit. Weitere 60 Tage des Wartens für mich, dass irgendwer, irgendwas in die richtige Richtung bewegt, wenn möglich weit vor Ablauf der Frist!
Und was ist nun mit der gewonnen Zeit passiert? So genau kann ich´s nicht sagen, da ich nicht direkt involviert bin. Alles was ich tun kann, ist immer wieder mal nach fragen, was gerade gemacht wurde, was noch fehlt, ob ich bald das Dire haben werde, …. Schlicht das, was ich die letzten 16 Monate auch schon gemacht habe, immer mit einem Lächeln und viel signalisierter Geduld.
Geduld, die mir natürlich schon längst in Bezug auf dieses Thema abhanden gekommen ist. Andreas ist einer der wenigen Zeugen, der davon ein Lied singen kann, wie eine Iris aussieht, die vor Aggression und Wut überschäumt und nur noch Flüche kennt.
Seit einem Moment im Juli, wo ich wiedermal den dringenden Impuls verspürte möglichst konstruktiv nach einer Möglichkeit der Beschleunigung des Prozesses zu suchen, kümmert sich auch Nelito unser VOS-Mitarbeiter „intensiver“ um das Problem. Seine Unterstützung von Muleide ging teilweise soweit, dass er die schwangere Sekretärin von Muleide mit dem Auto zu den jeweiligen Behörden brachte. Die besagte Sekretärin und Buchhalterin und für alles Zuständige was irgendwie mit Administration zu tun hat heißt Erika und war auch die ganze Zeit über beauftragt, mein Dire zu organisieren, gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Dr. Cao, der auch für Muleide „arbeitet“. Nachdem mir letzte Woche nach einem Gespräch mit unserer Wiener Chefin wiedermal die ganze Situation überklar bewusst wurde, habe ich wie bereits erwähnt alle Beteiligten zusammengetrommelt, damit wiedermal gscheit miteinander gesprochen wird. Ich hatte irgendwie das Gefühl in den verbleibenden vier Wochen wird nichts mehr passieren, was dem ganzen einen glücklichen Ausgang geben könnte. So nebenbei erwähnte dann auch Meirinho, dass Erika am Vortag ihr Kind bekommen hat und sie zuhause ist. Nelito kann sie aber anrufen, um das Problem zu besprechen, das sich gerade wieder ergeben hat. Später im Gespräch mit meinen Kolleginnen kommen wir zufällig wieder auf das Thema zurück. Eunice macht sich Sorgen, wer jetzt für die Auszahlung der Gehälter zuständig sein wird, da Erika ja nun mal das Recht auf 2 Monate Babyauszeit hat. Aus Eunices Sicht ist da nichts geregelt. Meirinho meinte aber heute wieder, dies sei Abhängig von Erikas Baby, ob Erika arbeitet oder nicht. Es ist also nicht gesagt, dass sie nicht arbeitet.
Ich bin deshalb mehrfach froh, dass Nelito nun die ganze Sache übernommen hat, so muss ich nicht länger warten, ob Erika arbeiten kann und Dr. Cao arbeiten will.
Gestern war ich dann mit Nelito meine Unterschrift beglaubigen lassen. Vorgestern sagte er mir, zum Beglaubigen lassen meines Arbeitsvertrages muss ich persönlich mitkommen und meine Unterschrift abgeben. So fuhren wir gemeinsam hin, genau zwischen zwei und drei Uhr, genauso wie Nelito gesagt hat und nicht in der Früh, wie mir lieber gewesen wäre. Also sind wir um 5 vor halb drei im Amt und werden nicht mehr bedient, weil es schon halb drei ist – da schließt das Amt! Ich kann gerade noch heraushandeln, dass ich am nächsten Tag nicht noch einmal kommen muss, man hat mich ja schon gesehen, was der Beweis ist, dass es mich tatsächlich gibt, eine Unterschrift braucht man daher nicht mehr, ….
Soviel zu Bürokratie auf mosambikanisch.
Ich hoffe ihr habt nun nicht, beim bloßen Lesen die Nerven verloren und hattet Gelegenheit zum Schmunzeln:-).
Im Falle des Dires fällt mir persönlich das Schmunzeln schon etwas schwer, aber ansonsten ist es angesichts mancher umständlicher und langwirriger Prozesse umso wichtiger den Humor zu behalten. Und immer wenn es ganz besonders mühsam wird, ist es plötzlich auch wieder ganz überraschend lohnend, eben wegen der sehr menschlichen und liebenswerten Weise der Mosambikaner selbst.
Ich schicke euch allen lachende und verregnete Grüße (heute hat wie vorhergesagt die Regenzeit begonnen, es gießt wie aus Kübeln vom Himmel)!!
Bis bald, Iris
P.S.: Dem Regen sei dank, dass mein i-Book nun keine äs mehr schreiben kann, weshalb ihr in diesem Text viele aes findet. Etwas später ist dann auch die Löschtaste ausgefallen und alle Curser, sodass ich jetzt auf Andreas Computer schreibe. …..Sieht ganz danach aus, als muss ich mir jetzt auch noch eine Tastatur kaufen, nachdem mein Computer erst letzte Woche durch eine extra aus Österreich gelieferte Festplatte wieder zum Leben erweckt wurde. Davor gab es auch mal das Problem dass ich mir ein neues Netzgerät kaufen musste, weil das alte aufgegeben hat. Das neue – natürlich chinesische Produktion – ist dann auch kurze Zeit später durchgeschmolzen, aber Andreas hat es für mich wieder zusammengeflickt:-). …. Ach, ja! Der Regen kam heute nacht so überraschend und heftig, dass er beim offenen Fenster hereingespritzt ist, wo am Schreibtisch mein i-Book stand. Wahrscheinlich hat sich nun der Staub zwischen die Tasten geklebt.
Aber nun Schluß mit Anekdoten aus Mosambik!
Alles Gute! Bis zum nächsten Mal!