Sonntag, 14. April 2013

Back in Austria 2.0, oder doch nicht?

Hi!

die Vergangenheit holt einen augenscheinlich oft ein und lässt einen oft skurillen Eindruck der wahrgenommenen Realität zurück.
So geschehen als ich grad von der Couch aus ein Leiterwagerl mit Couch an der Strasse sah und  mich erinnerte, heute morgen beim Genuss des Frühstückskaffees mit Zigarette am Balkon einen vierbeinigen Passagier am Gepäckträger eines Radlfahrers vorbeifahren sah. Keine Ziege sondern ausnahmsweise mal ein Hund...

Back in Austria? Ja, seit nun fast vier Monaten - manchmal bin ich mir in dieser Hinsicht aber gar nicht so sicher.
Ob es die sog. Wiedereingliederungsphase eines Ex-Expats oder doch Gemeinsamkeiten zwischen den in anderen Aspekten doch völlig unterschiedlichen Kulturen sind, wird sich vielleicht in den nächsten Monaten klären - oder auch nicht.

Denn während unserer Zeit in Mosambik konnten wir uns so manches nicht erklären. Wir haben gelernt die Dinge dann so zu akzeptieren wie sie sind.


In diesem Sinne,

Liebe Grüßen aus Ottensheim!

Andreas

PS: Container ist unterwegs und kommt zw. 15. und 17. Mai an - so konkret wars noch nie! :-)

Montag, 21. Januar 2013

Back in Austria

Hallo liebe Leser,

wir sind gut angekommen!
Hund ist glücklich und etwas verwundert über diese komische weisse Zeugs das überall auf den Wiesen liegt, Iris und ich glücklich über Schnitzel, Leberkässemmerln und Kuchen und langsam versuchen wir uns wieder einzuleben.
Wer weiss wie oft wir uns noch hier lesen werden, denn nun ist es deutlich leichter geworden, die spannenden Geschichten und Neuigkeiten in persona auszutauschen, was wir derzeit sehr ausgiebig praktizieren.

In diesem Sinne noch eine kleine Impression aus St.Martin.


Liebe Grüsse und bis bald,

Andreas, Iris und Nhica

Mittwoch, 2. Januar 2013

Container verschickt, Hund noch ungewiss

Was es bedeutet, aus Mosambik einen Container nach Oesterreich zu schicken kann in einem Blogartikel nicht beschrieben werden, dafuer muesste man ein Buch schreiben.

Seit geschlagenen drei Wochen kaempfe ich trotz Weihnachtsfeiertage und Neujahr mit den beteiligten mosambikanischen Parteien herum, den Container wenn moeglich noch vor unserer Ausreise zu verschicken - die fuer UeberUebermorgen, also Samstag, angesetzt ist.

Was trotz umfangreicher Planung und unter Berueckischtigung mehrwoechiger Puffer als relativ ueberschaubare Sache angefangen hat, endete nun fast mit einem Fiasko - ich mag nicht darueber nachdenken wie wir den Containerversand ohne persoenliche Anwesenheit vor Ort gemanaged haetten, es waere wohl unmoeglich gewesen.

Am ersten Vesandtermin (19.12.) wurde die Komplexitaet des Vorhabens und Unfaehigkeit unseres lokalen Clearing Agents erstmal bewusst.
Waehrend im Vorfeld alle Parteien, also Zoll, Frachtfirma, Hafenbetreiber, Despachante und Lastwagenfahrer, kein wie auch immer gearteten Probleme sahen wurde ich am Morgen des besagten Tages mit der telefonischen Information geweckt, dass der Transport des Containers vom Hafen in Beira zum Haus und wieder zurueck statt halbwegs vernuenftigen 200 USD nun 1.000 USD kostet. Schreck, Schrei und aufkommende Wut gefolgt von einem Telefonat mit dem Chef unseres Clearing Agents.
Laut ihren Aussagen waere der Prozess - ohne jetzt auf Details einzugehen - so kompliziert und der Lastwagen wuerde somit mehrere Tage mit unserem Container blockiert sein bis alle Dokumente erledigt sind. Bloedsinn dachte ich mir, aber nachdem ich weiss Gott kein Fracht- oder Logistikspezialist bin musste ich Licht ins Dunkel bringen. Dank umfangreicher Kontakte von Uni und Nachbarschaft (an manch anderer Stelle auf diesen Seiten habe ich schon auf die Notwendigkeit persoenlicher Beziehungen in Mosambik hingewiesen) habe ich innerhalb eines Nachmittags mit den Verantwortlichen (Direktoren) von Hafen, Zoll und was weiss ich telefoniert und eine Loesung entwickelt.
Eigentlich hatten wir ja hier jemanden beauftragt, fuer uns die Abwicklung des Containers zu machen gerade weil es eben eine komplizierte Sache ist in der man die Leute kennen muss um zu Ergebnissen zu kommen. Aber unsere Auswahl des Clearing Agents war ein sprichwoertlicher Schuss in den Ofen - niemand kennt sie und Ahnung von Containerabwicklung haben sie auch nicht. Die Empfehlung unserer Kontaktperson der Schifffahrtslinie war aus einen feuchten Kehricht wert - wovon man insbesondere in Mosambik normalerweise stets ausgehen kann, denn persoenliche Empfehlung bedeutet zugleich Haftung fuer Misserfolg.

Nun ja, an diesem Tag bin ich in den Ring gestiegen, um mit Zoll, Hafen und Logistikern einen Kampf auszutragen, ob sie denn unser Zeugs nun mit einem Container nach Linz schiffen oder nicht.
Nachdem wir eine Loesung hatten, die innerhalb eines akzeptablen und machbaren Rahmens lag, musste sie nur realisiert werden.
Anfragen an den Zoll gingen wundersamerweise verloren, waehrend der Mittagspause gibts sowieso keine Auskunft, mit dem Auto darf ich ohne Schmiergeld auch nicht in den Hafen und so verstreicht die Zeit und ein Schiff nach dem anderen verlaesst den Hafen von Beira ohne dass wir einen Container ueberhaupt zu Gesicht bekamen. Dass wir zwischenzeitlich in den Weihnachtsfeiertagen und dem Jahreswechsel lagen verschlimmerte die Aussichten nur noch weiter.

Schlussendlich, nach Intervention unseres beim Zoll angestellten Nachbarn, meines Kollegen auf der UCM, der mich mit dem Logistikchef des Hafens und einen leitenden Zoellner vernetzt hat, eines Deutsch-Mosambikaners und unzaehligen anderen nicht naeher genannten Personen hatten wir letzten Freitag um 15:00 das Zolldokument in der Hand, das der Schluessel zu allem war. Leider war es natuerlich zu spaet (Feierabend beim Zoll 15:30 ...) um den Container noch heute abzuwickeln UND eine Anfrage fuer eine Oeffnung des Hafens am Samstag zu machen. Der Arbeitsminister hat zwischenzeitlich den Fenstertag am Montag fuer Staatsbedienstete freigegeben und somit uns ein verlaengertes Wochenende ohne Moeglichkeit irgendendetwas voran zu bringen beschert, danke!
Somit sind wir ins neue Jahr gestolpert, unsere Flugtickets mit dem Abflugdatum 5. Jaenner im Auge behalten und nicht nur wegen uebermaessigem Silvesterfeiern Kopfweh gehabt.
Zu guter letzt hat sich heute, Mittwoch, am Vormittag herausgestellt, dass der Transporteur, der unseren Container nun vom Hafen zum Haus bringen soll, um dort unter Beobachtung eines Zollbeamten angefuellt und wieder zurueckgebracht zu werden, nicht kommt.
Um 7:45 teilt mir mein Agente mit, er haette gerade mit dem Fahrer telefoniert, er ist auf dem Weg, kein Problem.
Um 9:00 sagt er, er waere immer noch nicht da, aber er wartet am Tor auf ihn.
Und um 10:00 meint er der Fahrer wuerde nicht kommen, wohl weil er nach der nun angedachte und grossteils realisierten Loesung wohl weniger Kohle verdienen wuerde (so meine boeswillige Interpretation)

Dank Kontakte hatte ich innerhalb von 2 Stunden einen neuen Fahrer aufgetrieben, der Laster wurde am Nachmittag beladung und um 16:00 (also eine halbe Stunde nach Bueroschluss) war es dank uebermaessiger Freundlichkeit (und Erwaehnung unseres Nachbarn) sogar noch einen Zoellner aufgetrieben. Bis 17:00 war der Laster bis vor die Haustuere gelotst und um 18:15 verliess der Container dann vollgepackt mit kleinen und grossen Mosaikstuecken unseres mosambikanischen Lebens hier in Beira unser Viertel. Endlich.

Und nun, tja, fehlt nur noch die Ausfuhrgenehmigung fuer unseren Hund, die wir in gewohnt mosambikanischer Manier beim Umsteigen in Maputo erhalten sollen - kein Problem also...

Fortsetzung folgt!

Alles Liebe und bis bald in Oesterreich,

Andreas

Sonntag, 9. Dezember 2012

(Rueck-) Reisefieber

Mein lieber Schwan,

mit Reisevorbereitungen hatten wir es ja schon desoefteren zu tun, wie schon einige Male auf diesen Seiten beschrieben. Was uns allerdings gerade in Bezug auf unsere Heimreise hier trifft lasst selbst den abgebruehtesten Schwan wohl nicht kalt, aber gut, die Schwaene uebersiedeln ja einmal jaehlrlich nach Europa und wieder zurueck in die arktische Tundra, wie mir Wikipedia gerade gefluestert hat.

Seit fast vier Wochen nun laufen wir alle moeglichen Ministerien und Aemter ab um Ausfuhrgenehmigungen, Zolldokumente, Frachtagenten und Bescheinigungen ueber dies und das zu bekommen, nebenbei wird unser Hund noch von einer Geschlechtskrankheit therapiert, die er sich wohl von einer streunenden Huendin eingefangen hat und darueberhinaus fehlt uns noch immer das korrigierte Tollwut-Zertifikat aus Suedafrika. Dass auf der Uni gerade bei mir auch noch viel zu tun ist geht neben dem ganzen Amtsschimmel schon fast unter. In dieser Zeit wurden unsere durch das lange Warten auf diesen Moment schon ausgeduennten Geduldsnerven ordentlich beansprucht - gluecklicherweise sind ebendiese nach 3,5 Jahren Mosambik etwas trainierter als zuvor.

Jedenfalls laeuft der Countdown, in 14 Tagen wird der Container mit unserem Hab und Gut nach Linz verschifft und zwei Wochen spaeter werden wir dann - wenn alle Dokumente rechtzeitig ankommen - mit unserem Hund den Flieger besteigen.
Heute nachmittag konnten wir die Packliste fuer den Container fertigstellen und damit erstmals einen wichtigen Zwischenschritt abschliessen, das Zeugs wird in den naechsten Tagen dann noch vom Zoll geprueft und wenn unsere Wohnung dann leer ist wird wohl hoffentlich auch der Stress nachlassen. Unsere Nachbarin geniesst ihre Ferien in Oesterreich und hat uns freundlicherweise ihre Wohnung zur Verfuegung gestellt, wo wir dann noch die letzten Tage hier in Beira verbringen werden.

Wenn alles glatt geht, was trotz des Chaos und dem ganzen Hickhack hier ueberraschenderweise meistens der Fall ist, landen wir am 6. Jaenner in Wien.
Leberkassemmeln, oesterreichisches Bier, Bergkaese und lieber Winter, wir kommen!

Alles Liebe,
Andreas & Iris

Montag, 15. Oktober 2012

Das letzte Muh der Heiligen Kuh

mal eine kurze Anektdote aus dem Besprechungszimmer des Rektorats, in dem wir wiedermal seit 12 Stunden im Conselho de Gestão Financeira, dem Finanzsenat, verbringen.

Als ich vor 9 Jahren (uff, tatsaechlich) meine Diplomarbeit geschrieben habe und in der Unibibliothek nach Literatur gesucht habe, bin ich im Regal zwischen Insitutionenoekonomie und Organisationslehre auf einen ungewoehnlichen Buchtitel gestossen: "Das letzte Muh der Heiligen Kuh" von Robert Kriegel und David Brandt.
Der eigenwillige Titel hatte eine interessante These, in vielen Organsiationen gibt es zahlreiche Heilige Kuehe die unantastbar wirken und nicht geschlachtet werden, Indien-Kenner wissen wohl was gemeint ist.
Im Buch wird zu einem internen Wettbewerb aufgerufen, einen Kuhglocke in der Abteilung aufzuhaengen und diese laeuten zu lassen, wenn eine Heilige Kuh gefunden wurde die geschlachtet werden kann.

Heute im Conselho habe ich die Glocke mal laeuten lassen, mit dem folgenden Vorschlag:
Auf der Uni gibts zig Gebuehren fuer administrative Anfragen der Studenten, 10 Metical (25 Cent) fuer eine Bestaetigung, 50 Metical fuer eine andere, 70 MTN fuer das und jenes. In Mosambik ist das ueblich, aehnlich unseren gluecklicherweise mittlerweile ausgestorbenen Stempelmarken auf den Aemtern.
Als es nun als vorletzten Punkt nun um die Anpassung der Studiengebuehren ging hab ich mal ganz frech eingeworfen: Studiengebuehren um den Inflationssatz erhoehen und gleichzeitig als Anreiz diesen Kleinkram lassen, der ohnehin nicht wirklich zum Erfolg der Fakultaet beitraegt (wissen wir mittlerweile auch dank der neuen Berichte...).
Abgesehen vom geringen Einfluss auf das Ergebnis sind diese ganzen Gebuehren natuerlich ein irrsinniger buerokratischer Aufwand. Der Student darf ja hier nicht Bar zahlen (Korruptionseindaemmungsmassnahme) sondern muss alles aufs Konto einzahlen. Will er also eine Bestaetigung fuer seine Pruefung oder was weiss ich muss er vor der Ausstellung den Betrag erfahren, sich auf der Bank anstellen und den Laercherlschas aufs Konto einzahlen und mit dem Einzahlungsbeleg kann er dann endlich seinen gewuenschten Zettel abholen.

Diese Minigebuehren waren solch eine Heilige Kuh, aufgrund der Betriebsblindheit kommt keiner der 12 anwesenden Fuehrungskraefte und internen Berater auf die Idee diese Dinge abzuschaffen, was war wird immer sein - kurzum der Vorschlag kam ueberraschend aber sehr gut an und wurde nach kurzer Diskussion dankend aufgenommen, nicht nur die Buchhalter werden sich freuen sondern auch den Studenten wurde so der Alltag erleichtert.

So, jetzt kann ich nur noch hoffen dass dieser Marathon bald ein Ende findet, morgen gehts um 8:00 weiter und das wird dann der letzte Conselho fuer mich gewesen sein - das verhilft zur Geduld die ansonsten wohl schon seit Stunden aufgebraucht waere...

Liebe Gruesse,

Andreas

Samstag, 6. Oktober 2012

aus dem Busch ist in den Busch, back in Beira

so, wir sind wieder gut von unserem Urlaub zurueckgekommen. Urlaub machen heisst hier vor allem im Auto sitzen und schier unendliche Distanzen zurueckzulegen.
Alleine bis zur ersten Strassenkreuzung, bei der man sich Richtung Norden, Sueden oder Westen entscheiden kann, sind es ca. 140km oder 2 Stunden Fahrt - noch dazu auf einer der schlechtesten Teerstrassen des Landes. Schlagloecher im Badewannenformat, eine Menge Schwerverkehr mit Holz, Kohle oder anderen Exportguetern die sich einen Dreck um einen entgegenkommenden PKW kuemmern und ueberholen oder den eben erwaehnten Schlagbadewannen ausweichen.

Dennoch sind alle bisherigen Reisen hier immer wieder zauberhaft. Diesesmal haben wir uns mitten in Simbabwe mit Andi und Kerstin getroffen und haben das anruechige Simbabwe bereist. Die Victoriafaelle waren diesmal sogar noch beeindruckender als bei unserem ersten Besuch von vor zwei Jahren, da ein bissl weniger Wasser runtergerauscht ist und somit die 1,5 km lange Fallkante des Wasserfalls sichtbar war - im Mai, also kurz nach der Regenzeit beim letzten Mal wurden wir watschelnass als wir in die Naehe der Klippe kamen und konnten vor lauter Gischt kaum was sehen.
Anschliessend gings in den Hwange Nationalpark, der etwa um ein Drittel groesser ist als ganz Oberoesterreich allerdings deutlich weniger Versorgungsmoeglichkeiten bietet (keine Tankstelle, kein Supermarkt, drei Camps mit einfachen Haeusern zum Uebernachten).
Dafuer gibts Natur und Tiere - wir stehen kurz vor der Regenzeit, es hat hier seit April nicht geregnet und umsomehr Tiere zeigen sich nun an den wenigen verbliebenen Wasserstellen. Elefanten, Bueffel, Loewen und Antilopen in Steinwurfweite sind einfach immer wieder ein Erlebnis.
Allerdings hat uns der Ausflug in den Busch einen platten Reifen und ein Leck im Kuehler beschert, das jedoch schon in der naechsten Stadt provisorisch und ein paar Tage spaeter vollstaendig gerichtet wurde - stundenlanges Warten in den afrikanischen Werkstaetten miteingerechnet.

Das Nachbarland Simbabwe hat einen ganz eigenen Flair, voellig anders als Mosambik. In Simbabwe waren bis 1980 die Briten als Kolonialmacht aktiv und haben im Gegensatz zu den Portugiesen in Mosambik die Infrastruktur gut ausgebaut. Nach den Krisen der letzten 10,15 Jahre ist das Land am Boden, vieles aus der "alten Zeit" ist aber noch mehr oder weniger gut erhalten oder wird am Leben erhalten. Vintage-Fans wuerden wohl an diesem Land einen Narren fressen. In so manchen Hotels und Lodges taucht man dort wie in eine andere Zeit ein, faszinierend.

Nun sind wir allerdings schon wieder in Beira und geniessen noch ein paar Urlaubstage mit unseren Gaesten. Naechste Woche gehts dann wieder an die Uni, ein paar interessante Dinge stehen an bevor in knapp zwei Wochen mein Vater kommt und wir nochmal einen kleinen Urlaub machen - der Letzte denn bald gehts ja wieder Richtung Heimat.
Am 20.September hat die Deadline fuer die Einreichung der Budget unserer "Business Units" geendet, wie man unsere Fakultaeten wohl auf neudeutsch nennen wuerde. Bis heute sind auch tatsaechlich schon 4 der 12 Budgets eingetroffen, wau - in zwei Wochen tagt der Universitaetsrat, an dem die Budgets praesentiert und genehmigt werden sollten, ich bin schon gespannt welche Ausreden sich die werten Herren wieder einfallen lassen warum sie nicht zeitgerecht und im standartisierten Format gemacht wurden.
Daneben gilt es noch das Angebot fuer mein Nachfolgeprojekt zu ueberarbeiten. Hier wurde die ERP-Software Primavera von einem Kollegen vor knapp 5 Jahren eingefuehrt, nachdem ich nun die Buchhaltungs- und Controllingecke halbwegs auf Schiene gebracht habe geht es nun an die Erweiterung desselben, mit lokalen Dienstleistern und Consultants. Kostenpunkt schlappe 100.000 USD, fuer europaeische Verhaeltnisse wohl ein Klacks, hier schlucken die Herren jedoch gehoerig an dem Angebot. Nachdem ich aber die Uni nun schon so gut kenne wird die Argumentation fuer diese Investition leicht werden, der Uni gehen jaehrlich derartige Unsummen durch fehlende Rechnungskontrolle durch die Lappen, eine Verminderung der Aussenstaende unserer Studenten von 10% wurde diese Ausgabe schon innerhalb eines Jahres amortisieren. Allerdings ist bisher intern noch niemand auf die Idee gekommen sich diese Ecke mal genauer durchzurechnen, tja.

Und so gehts echt langsam aber sicher Richtung Ende unserer Arbeit hier. Ich muss schon sagen dass die Wehmut jeden Tag groesser wird. Waehrend vor ein paar Wochen die Pendel noch eindeutig fuer Oesterreich ausgeschlagen haben so bewirken ein paar freie Tage ohne nennenswerte Probleme im Arbeitskontext ein deutliches Ausschlagen in die andere Richtung. Gemuetlich und schoen ist es hier allzumal, aber dennoch schlaegt unser Herz (noch) den europaeischen Takt.
3,5 Jahre ist eine lange Zeit - aus europaeischer Sicht wohl noch laenger als aus dem afrikanischen Blickwinkel, ich fuerchte wenn wir jetzt nicht den Rueckzug antreten wuerden wir wohl dem Rythmus Afrikas endgueltig verfallen und sich die Tueren in der EU schliessen. Verbuscht nennen das dann die Entwicklungshelfer - ich habe schon einige Kollegen kennengelernt die mit Europa einfach nicht mehr koennen.

Viele Dinge des taeglichen Lebens sehen wir nun voellig anders als vor 3 Jahren, ich hoffe manche dieser Blickwinkel auch mitnehmen zu koennen und das Leben in Oesterreich etwas anders angehen zu koennen. Denn so wie es aus der Fremdperspektive wirkt ist so einiges im Busch in letzter Zeit, ich bin gespannt wohin es mit Oesterreich, der EU und der westlichen Welt in den naechsten 20 Jahren hingehen wird, denn die Karten werden neu gemischt, so zumindest mein persoenlicher Eindruck den wir von hier aus lediglich aus Medien und dem Internet gewinnen koennen. Was immer auch passieren wird, wir wollen es in Europa miterleben.

Fotos wie gewohnt etwas spaeter, sobald die Favoriten gekuert sind und das Internet den Upload packt.

Liebe Gruesse,

Andreas & Iris

Sonntag, 16. September 2012

Paint Job im Bairro

Vor etwa vier Monaten ist uns beim Besuch einer Mission am Sambesi in der Nähe von Tete ein Kleinlastwagen reingekracht. Der Unfall und die folgenden Aktionen selbst sind ja eigentlich schon einen eigenen Beitrag wert, daher in Kurzfassung was damals passiert ist.

Auf dem Weg nach Boroma, einer Missionsstation der Jesuiten aus dem 19. Jahrhundert, wunderschön auf einem kleinen Plateau über dem Sambesi gelegen, mussten wir an einer engen Stelle der Piste stehenbleiben weil ich schon einen kleinen Laster die Strasse hochkommen sah. Gut, abwarten und Geduld beim Autofahren hier ist sowieso oberstes Gebot, als aber jener Laster auf Höhe meines Seitenspiegels war hab ichs schon krachen gehört. Er hat den Spiegel tangiert, welcher folglich nicht mehr zu gebrauchen war und ist ab der Mitte der hinteren Tür der Seite entlanggeschrammt. Scheiben sind glücklicherweise keine gebrochen und es blieb bei einem Blechschaden.


Ausgestiegen und den Schaden begutachtend trafen wir auf den Fahrer, der behauptete die beiden Ochsen hinten auf der Ladefläche seien plötzlich auf meine Seite gerutscht und er wurde daher versetzt - naja, überprüfen liess es sich ohnehin nicht mehr, auf Polizei wollte er gerne verzichten da er natürlich weder Führerschein, Zulassungspapiere und Versicherung gehabt hat - selbst das Auto hat nichtmal ihm gehört, er war nur der Fahrer.
Normalerweise, so die afrikanische Regel, wird in solchen Fällen gemeinsam auf die Polizei gefahren um die Sachlage zu klären - wir waren allerdings knapp vor unserem Ziel und somit wär der ganze Ausflug ins Wasser gefallen, also haben wir uns auf die riskante Variante eingelassen ihn später zu Hause zu treffen. Dokumentiert war alles, Fotos vom Schaden, von der Kopie seines Personalausweises, vom Kennzeichen und genug Zeugen hatten wir auch dabei.

Boroma, gegründet ca. 1890

Nun, beim Rückweg haben wir ihn telefonisch natürlich nicht erreicht, dafür hat eine Frau abgehoben die behauptet hat den Mann nicht zu kennen. Uns schwante Böses... Ein Kollege von der Uni in Tete war mit dabei und hat uns geholfen, den Kerl im Bairro aufzuspüren. Nach langem herumfragen, herumzeigen des Fotos usw. haben wir dann eine Person gefunden bei der der Kerl noch eine offene Rechnung hat, sie hat uns bereitwillig seinen Wohnort erklärt. Dort haben wir auch den Lastwagen angetroffen und nach kurzer Zeit auch ihn gefunden. In solchen Fällen ist der Motorista, der Fahrer, normalerweise nicht für den Schaden verantwortlich da er quasi im Dienst des Fahrzeugsbesitzers gehandelt hat - und dieser Mann war wie wir erfahren haben zufälligerweise Dozent auf der UCM.
Somit war die Sache halbwegs geritzt - nachdem der Besitzer erfahren hat in wessen Auto sein Fahrer reingekracht ist (einer der vielen Vorzüge zum Topmanagement der UCM zu gehören...) und nach einem gemeinsamen Gespräch mit dem Direktor der Fakultät dort hat er sich schriftlich bereiterklärt, den Schaden zu bezahlen.

Lange Vorgeschichte, nun zum Kern.

Was ist zu tun wenn das Auto verbeult ist und der Tankdeckel (also dieses Blechdings, nicht der Verschluss) nicht mehr am Auto ist.
In Österreich wohl in die Vertragswerkstätte fahren, den Deckel um 300 EUR aus Japan bestellen, ebenso die Teile der Plastikverkleidung (wohl ebenfalls 300 EUR), dieselben lackieren lassen (400 EUR) und die ganze Seite des Autos ausbeulen, mit Spachtelmasse ausgleichen und ebenfalls lackieren (3.500 EUR). In Anbetracht des Aufwandes würden die meisten das Auto wohl eher gleich dem nächsten Afrikaner verkaufen, der die Kiste dann in seinem Heimatland billig herrichten würde.
Aber da wir ja in einem dieser Länder sind, wo ebendiese Schrottkübel oft landen hab ich die Sache halt hier vor Ort in Angriff genommen, was einem Canossagang glich.
Wochenlang war ich unterwegs um einen günstigen Bata-Chapa (wörtlich übersetzt Blechklopfer also Spengler) zu suchen - kommt man als Weisser in eine dieser "Werkstätten" setzt meist eine sprunghafte Inflation ein und die Preise vervierfachen sich von einem Moment auf den anderen. Also Vertrauensleute gesucht, diese vorgeschickt bis ich vor ein paar Wochen endlich jemanden um ca. 45 EUR aufgetrieben habe, der das Blech einen Tag lang bearbeitet hat und wieder halbwegs gerichtet hat.

Geduld ist, wie ich schon desöfteren angemerkt habe, hier der Schlüssel zu fast allen Ergebnissen. So traf ich dann am Markt beim Brotkaufen auf einen Jungen, der mit Iris schon desöfteren über unser desolates Auto geplaudert hat, der mir angeboten hat den fehlenden Tankdeckel auftreiben zu können - und ausserdem jemanden zu kennen der gut lackieren kann. Am übernächsten Tag also den Jungen gesucht und mit seinem Kollegen für den folgenden Tag vereinbart, den Lackierer aufzusuchen. Um 8:00 am nächsten Morgen haben wir dann den besagten Mann getroffen und uns auf den Weg gemacht das ganze notwendige Zeugs zu besorgen. Schleifpapier, Grundierung, Lack und was weiss ich was da alles in den Einkaufskorb des einzigen Lackgeschäftes in Beira gewandert ist, immerhin haben sie dort mittlerweile eine computerisierte Mischanlage die auf Basis des Farbcodes des Autos die richtige Farbe mischen kann!
Zwei Stunden später sind wir dann bei einer Werkstatt stehengeblieben, die die Plastikteile kleben kann. Nach zähen Verhandlungen wurde ich 18 EUR für das Kleben und weitere 20 EUR für einen selbstgebastelten Tankdeckel los. Als der Tankdeckelmanufakteur mit einer Blechzange und einem Stück Karton Maß für den Deckel nahm schwante mir schon eine böse Vorahnung, dass das nicht funktionieren wird.

Die nächsten Schritte: warten bis die Farbe fertig gemischt ist, abholbereit ab 14:00. Der Lackierer ist ein Mann der Tat, hochmotiviert und daher sind wir in seine Werkstatt gefahren - nach Munhava, in eines der Bairros am Stadtrand von Beira. Die Werkstatt bestand aus einer kleinen Garage ohne Dach zwischen zwei kleinen Häuschen, mitten im Bairro zwischen all seinen Nachbarn und Familienangehörigen.
Americano, so sein wunderlicher Name, hat sich sogleich an die Arbeit gemacht und mit seinem Assistenten angefangen, die Spachtelmasse aufzutragen und den alten Lack auf der kompletten rechten Autoseite und der Kühlerhaube, deren Lack auch mit der Zeit schon abgeplattlt ist, abzuschleifen.
Der Vermittler, Estevan, hat mich nach einer Viertelstunde gefragt ob wir nicht auf ein Bier schaun sollten - zu seiner Namorada, seiner Geliebten also. Die Esposa, seine Frau wohnte allerdings in Ponta Gea, unserer Nachbarschaft. Allerdings hat er mir später erklärt dass seine Frau eigentlich nicht mehr seine Frau ist und nur die leibliche Mutter seines Kindes, naja, is halt so.
Dort gabs zu Mittag nun schon das erste kühle Bier während wir gewartet haben dass die Zeit vergeht und wir den Lack abholen können. Später gabs sogar noch ein kleines Mittagessen von seiner Namorada, Fisch mit Reis und Sosse, lecker.
Um viertel nach zwei hat dann der Lackierer angerufen, war schon grantig dass wir uns so lange nicht blicken liessen, aber der Aufenthalt bei Estevans Freundin war sehr kurzweilig.

Die Stimmung im Bairro lässt sich kaum in Worte oder Bilder fassen. Kleine, enge Gassen aus notdürftig gebauten Lehm-, Stein- und Ziegelhäusern, unzählige Kinder die sich auf frisch aufgeschütteten Erdhaufen der Strassenmeisterei austoben. Ein ständiges Kommen und Gehen von Nachbarn und Leuten, die ein paar Kleinigkeiten in ihrem Mini-Shop kaufen und interessante Diskussionen mit allen Beteiligten - die Zeit verging wie im Flug.
Am Nachmittag dann gings wieder zurück in die Stadt, die Farbe, die hoffentlich bereits geklebten Autoverkleidungsteile und den ominösen Tankdeckel abzuholen. Das Einzige, was bis 15:00 fertig war war die Farbe. Die Teile waren schon fast fertig repariert allerdings hat der Tankdeckel natürlich hinten und vorne nicht gepasst... Zwei Stunden hat der Kerl dann noch gebraucht um den Deckel einigermassen hinzubekommen - meine ursprüngliche Skepsis hat sich leider bestätigt.Schlussendlich hats dann doch halbwegs geklappt, die Deckel hat mehr oder weniger gepasst und liess sich verschliessen und nur von Innen öffnen. Somit waren wir kurz vor Sonnenuntergang wieder in der Werkstatt des Lackiermeisters, der noch die Vorbereitungen für die Lackierung fertig machen wollte.

Am nächsten Tag um 7 sollte es weitergehen - diesmal hab ich vorsorglich Iris und ihre Kamera eingepackt, da dies ein wunderbarer Tag im Bairro werden sollte. Normalerweise vermeide ich Spaziergänge in den Bairros eher. Es ist immer eine Gratwanderung zwischen dem grossen Interesse an dieser immer noch so fremden und anderen Welt und dem Wirken als Eindringling, als Sensationstourist. An diesem Tag jedoch hatten wir im Bairro zu tun und wurden wieder von Estevan begleitet, somit war unser Aufenthalt berechtigt und wir konnten unsere Zweifel zerstreuen.
Belohnt wurden wir mit zahlreichen Eindrücken des Lebens im Bairro, um 7 in der Früh waren wir dort, beobachteten die Frauen am Morgen beim Wäschewaschen, die Kinder beim Spielen, die Männer beim Spazierengehen und Schnapstrinken und unseren Mestre und seinen Assistenten beim Arbeiten. Mittags dann waren wir wieder bei Estevans Freundin auf Bier und einen kleinen Snack eingeladen, die restliche Zeit verbrachten wir am Hof des Lackierers und sogen die Eindrücke der Umgebung in uns und die Kamera auf. Einige Fotos findet ihr im Anschluss, etwa gegen drei Uhr am Nachmittag war das Werk erledigt und ich hochzufrieden - der Mestre hat seine Arbeit spitzenmässig abgeschlossen und unser Auto ist nun wieder wie neu, gerade Recht um Wippi und Kerstin nächste Woche in Victoria Falls abzuholen und gemeinsam eine längere Tour durch den Hwange Nationalpark zu drehen, wo der schöne neue Lack wohl wieder gut zerkratzt wird, soviel also zu Thema Timing...

Hier noch ein paar Fotos aus Munhava, Eindrücke unserer Tour durch Zimbabwe und den Hwange folgen dann demnächst an dieser Stelle.

Alles Liebe,

Andreas

Augebeult und verspachtelt, bereit für den Paint Job


Die Nachbarinnen beim Wäschwaschen an der gemeinsamen Wasserstelle, jeder hat seine eigene Wasseruhr für die Abrechnung bei der Wassergesellschaft

Die Kids waren wie immer die besten Fotomotive und hocherfreut, sich selbst anschliessend am Display zu sehen


Mestre Americano, sein Vater, seine Frau und Tochter Tina die an diesem Tag ihren Ersten Geburtstag gefeiert hat

Die Werkstatt

Das Festessen anlässlich des Geburtstags seiner Tochter, Massamba - Kürbisblätter mit Kokosmilch und Erdnüssen, wir kennen es als Matapa mit Maniokblättern anstatt Kürbis aber ebeso lecker

Ein Kreisel, er wird durch eine kleine Peitsche zum Drehen gebracht

Das Ergebnis, ich war ob der Qualität sehr positiv überrascht