so, wir sind wieder gut von unserem Urlaub zurueckgekommen. Urlaub
machen heisst hier vor allem im Auto sitzen und schier unendliche
Distanzen zurueckzulegen.
Alleine bis zur ersten Strassenkreuzung,
bei der man sich Richtung Norden, Sueden oder Westen entscheiden kann,
sind es ca. 140km oder 2 Stunden Fahrt - noch dazu auf einer der
schlechtesten Teerstrassen des Landes. Schlagloecher im
Badewannenformat, eine Menge Schwerverkehr mit Holz, Kohle oder anderen
Exportguetern die sich einen Dreck um einen entgegenkommenden PKW
kuemmern und ueberholen oder den eben erwaehnten Schlagbadewannen
ausweichen.
Dennoch sind alle bisherigen Reisen hier immer wieder
zauberhaft. Diesesmal haben wir uns mitten in Simbabwe mit Andi und Kerstin getroffen und haben das anruechige Simbabwe bereist.
Die Victoriafaelle waren diesmal sogar noch beeindruckender als bei
unserem ersten Besuch von vor zwei Jahren, da ein bissl weniger Wasser
runtergerauscht ist und somit die 1,5 km lange Fallkante des Wasserfalls
sichtbar war - im Mai, also kurz nach der Regenzeit beim letzten Mal
wurden wir watschelnass als wir in die Naehe der Klippe kamen und
konnten vor lauter Gischt kaum was sehen.
Anschliessend gings in den
Hwange Nationalpark, der etwa um ein Drittel groesser ist als ganz
Oberoesterreich allerdings deutlich weniger Versorgungsmoeglichkeiten
bietet (keine Tankstelle, kein Supermarkt, drei Camps mit einfachen
Haeusern zum Uebernachten).
Dafuer gibts Natur und Tiere -
wir stehen kurz vor der Regenzeit, es hat hier seit April nicht
geregnet und umsomehr Tiere zeigen sich nun an den wenigen verbliebenen
Wasserstellen. Elefanten, Bueffel, Loewen und Antilopen in
Steinwurfweite sind einfach immer wieder ein Erlebnis.
Allerdings hat
uns der Ausflug in den Busch einen platten Reifen und ein Leck im
Kuehler beschert, das jedoch schon in der naechsten Stadt provisorisch
und ein paar Tage spaeter vollstaendig gerichtet wurde - stundenlanges
Warten in den afrikanischen Werkstaetten miteingerechnet.
Das
Nachbarland Simbabwe hat einen ganz eigenen Flair, voellig anders als
Mosambik. In Simbabwe waren bis 1980 die Briten als Kolonialmacht aktiv
und haben im Gegensatz zu den Portugiesen in Mosambik die Infrastruktur
gut ausgebaut. Nach den Krisen der letzten 10,15 Jahre ist das Land am
Boden, vieles aus der "alten Zeit" ist aber noch mehr oder weniger gut
erhalten oder wird am Leben erhalten. Vintage-Fans wuerden wohl an
diesem Land einen Narren fressen. In so manchen Hotels und Lodges taucht
man dort wie in eine andere Zeit ein, faszinierend.
Nun sind wir
allerdings schon wieder in Beira und geniessen noch ein
paar Urlaubstage mit unseren Gaesten. Naechste Woche gehts dann wieder
an die Uni, ein paar interessante Dinge stehen an bevor in knapp zwei
Wochen mein Vater kommt und wir nochmal einen kleinen Urlaub machen -
der Letzte denn bald gehts ja wieder Richtung Heimat.
Am 20.September
hat die Deadline fuer die Einreichung der Budget unserer "Business
Units" geendet, wie man unsere Fakultaeten wohl auf neudeutsch nennen
wuerde. Bis heute sind auch tatsaechlich schon 4 der 12 Budgets
eingetroffen, wau - in zwei Wochen tagt der Universitaetsrat, an dem die
Budgets praesentiert und genehmigt werden sollten, ich bin schon
gespannt welche Ausreden sich die werten Herren wieder einfallen lassen
warum sie nicht zeitgerecht und im standartisierten Format gemacht
wurden.
Daneben gilt es noch das Angebot fuer mein Nachfolgeprojekt
zu ueberarbeiten. Hier wurde die ERP-Software Primavera von einem
Kollegen vor knapp 5 Jahren eingefuehrt, nachdem ich nun die
Buchhaltungs- und Controllingecke halbwegs auf Schiene gebracht habe
geht es nun an die Erweiterung desselben, mit lokalen Dienstleistern und
Consultants. Kostenpunkt schlappe 100.000 USD, fuer europaeische
Verhaeltnisse wohl ein Klacks, hier schlucken die Herren jedoch gehoerig
an dem Angebot. Nachdem ich aber die Uni nun schon so gut kenne wird
die Argumentation fuer diese Investition leicht werden, der Uni gehen
jaehrlich derartige Unsummen durch fehlende Rechnungskontrolle durch die
Lappen, eine Verminderung der Aussenstaende unserer Studenten von 10%
wurde diese Ausgabe schon innerhalb eines Jahres amortisieren.
Allerdings ist bisher intern noch niemand auf die Idee gekommen sich
diese Ecke mal genauer durchzurechnen, tja.
Und so gehts echt
langsam aber sicher Richtung Ende unserer Arbeit hier. Ich muss schon
sagen dass die Wehmut jeden Tag groesser wird. Waehrend vor ein paar
Wochen die Pendel noch eindeutig fuer Oesterreich ausgeschlagen haben so
bewirken ein paar freie Tage ohne nennenswerte Probleme im
Arbeitskontext ein deutliches Ausschlagen in die andere Richtung.
Gemuetlich und schoen ist es hier allzumal, aber dennoch schlaegt unser
Herz (noch) den europaeischen Takt.
3,5 Jahre ist eine lange Zeit - aus
europaeischer Sicht wohl noch laenger als aus dem afrikanischen
Blickwinkel, ich fuerchte wenn wir jetzt nicht den Rueckzug antreten wuerden wir wohl
dem Rythmus Afrikas endgueltig verfallen und sich die Tueren in der EU
schliessen. Verbuscht nennen das dann die Entwicklungshelfer - ich habe
schon einige Kollegen kennengelernt die mit Europa einfach nicht mehr
koennen.
Viele Dinge des taeglichen
Lebens sehen wir nun voellig anders als vor 3 Jahren, ich hoffe manche
dieser Blickwinkel auch mitnehmen zu koennen und das Leben in
Oesterreich etwas anders angehen zu koennen. Denn so wie es aus der
Fremdperspektive wirkt ist so einiges im Busch in letzter Zeit, ich bin
gespannt wohin es mit Oesterreich, der EU und der westlichen Welt in den
naechsten 20 Jahren hingehen wird, denn die Karten werden neu gemischt,
so zumindest mein persoenlicher Eindruck den wir von hier aus lediglich
aus Medien und dem Internet gewinnen koennen. Was immer auch passieren
wird, wir wollen es in Europa miterleben.
Fotos wie gewohnt etwas spaeter, sobald die Favoriten gekuert sind und das Internet den Upload packt.
Liebe Gruesse,
Andreas & Iris
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