Hallo!
Allerhöchste Zeit, dass ich wieder einmal ein paar Zeilen schreibe!
Ende Jänner ist es nun endlich auch für mich losgegangen. Das lange Warten hat sich gelohnt. Ich arbeite jetzt bei der Frauenrechtsberatungsstelle MULEIDE. Langfristig soll ich da Organisationsberatung machen, mit allem was dazu gehört: Unterstützung bei der Projektentwicklung, Methoden vermitteln, Beratung und Unterstützung beim Qualitätsmanagement, Planung von Kampagnen, ....
Im Großen und Ganzen also ein ziemliches Arbeitsspektrum und alles andere als langweilig, zumindest auf dem Papier. Theoretisch bin ich ziemlich begeistert von meinem Projekt, konnte ich mir die Organisation und das Aufgabenfeld ja auch selbst suchen.
In der Praxis erscheint das eben geschilderte noch weit weg zu sein, der Alltag ist immer noch weit entfernt vom emsigen Schaffen, alles scheint sich vorerst noch in meinem Kopf abzuspielen, wo vorsichtige Strategien ausgebrütet werden, wie am Besten die ersten Arbeitsschritte einzufädeln sind.
Und ganz viel beschäftigt bin ich zurzeit damit mein Sprachdefizit so schnell wie möglich auszugleichen. Ich denke, ich mache Riesenfortschritte, die aber immer noch zu gering sind. Alltagsgespräche funktionieren schon gut. Wenn meine Kolleginnen tratschen, kann ich das Gespräch aber nicht mehr verfolgen, genauso wenig wie ich Planungsgespräche führen kann.
Mein Arbeitstag ist trotzdem (meistens) nicht langweilig.
Fotos von meinem Arbeitsweg gibt’s auf Jalbum (Camino de Trabalho). Den gehe ich nun jeden Tag – meistens zu Fuß. Ich bin ungefähr 20 Minuten unterwegs, der überwiegende Teil des Weges führt mich am Strand entlang. Oft ist es sehr heiß, aber mit Hut und der entsprechenden Geschwindigkeit gehe ich den Weg auch in der Mittagshitze. Die ärgste Hitzeperiode scheint nun aber vorbei zu sein. Die Temperaturen sind nun wieder teilweise sehr angenehm.
Bei MULEIDE sitze ich dann meistens Mitten zwischen unseren Activistas, die die Frauen beraten und unterstützen. Wenn nichts los ist ergibt sich dann das eine oder andere Gespräch und ansonsten kann ich die Beratungsgespräche verfolgen, was ziemlich spannend ist.
Ich hätte mir nicht gedacht, dass die Arbeit von MULEIDE so nahe an der Arbeit unserer Jugendwohlfahrt ist, aber dies konnte ich ziemlich schnell feststellen.
In Mosambik gibt es keine entsprechende Behörde, daher deckt der unabhängige Verein wichtige Aufgaben ab, wie die Regelung von Alimenten, die Mediation bei Familienkonflikten, die Klärung von Obsorgefragen.
Es können sich alle Frauen und Familien an MULEIDE wenden, wenn sie eine rechtliche Beratung brauchen, MULEIDE lädt dann alle Konfliktbeteiligten zu einem Gespräch und
wenn keine außergerichtliche Einigung möglich ist, begleiten die Activistas dann auch die Betroffenen zum Gericht.
Die Beratungstätigkeit ist eine der Hauptaufgabe von MULEIDE. Eigentlich arbeiten die Activistas auch draußen in den Distrikten und machen Kampagnen zur Aufklärung über die Rechte der Frauen. Da zurzeit kein Geld da ist, können diese Aufgaben aber auch nicht verfolgt werden.
Die Rechte der Frauen gehören in Mosambik auf jeden Fall gestärkt – dass ist keine Frage.
Ein Gesetz ist nun mit 1. März 2010 in Kraft getreten, dass Frauen vor Gewalt schützen soll. Dieses Gesetz verbietet nun erstmals auch die Polygame Ehe. Ab sofort ist es also illegal, dass sich Männer wie es die Tradition erlaubt mit mehreren Frauen verehelichen. Das Gesetz stellt nun auch Kinder die nicht im Haushalt des Mannes leben rechtlich gleich, ...
Wobei die Rechte der Frauen in Mosambik auch unterschiedlich wahrgenommen werden.
Während die mosambikanische Mitte (Sofala, Manica) patriachal organisiert ist, ist im Norden das Matriacht traditionell vorherrschend. Der Süden ist wieder ganz anders. Da lässt das moderne Leben in Maputo schon mehr Gleichberechtigung zu.
Von den einzelnen Schicksalen, die sich hinter diesen Gesetzen und Traditionen verbergen, ist jedes aber eine Geschichte für sich. Ich freue mich schon sehr, wenn ich die Fallgeschichten endlich richtig verstehen kann. Aber auch ohne viele Wörter lässt sich die Tragik in manchen Geschichten spüren.
Ich bin erleichtert und froh, endlich eine tolle und spannende berufliche Aufgabe in Mosambik gefunden zu haben. Auch wenn ich merke, dass es weiterhin gilt: viel, viel Geduld haben – mit sich selbst und mit allen anderen Beteiligten.
Andreas und ich halten euch auf dem Laufenden! Wir planen gerade einen kurzen Tauchtrip im April und im Mai machen wir dann unseren ersten längeren Urlaub. Ich denke, da können wir wieder ein paar gute Fotos sammeln.
Wir freuen uns über Nachrichten aus der winterlichen Heimat und wünschen euch viele wunderbare Frühlingstage!
Liebe Grüße!
Iris
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