Caros amigos!
Nach einer längerem Tauchfahrt im U-Boot der Entwicklungshilfe geht uns nun die Luft aus und wir tauchen wieder auf, um euch die aktuellsten Geschichten und Begebenheiten aus den Tiefen des afrikanischen Kontinentes zu erzählen - und nebenbei mal wieder ordentlich Luft zu holen...
Seit März ist Iris' zweites Projekt bei Muleide nun gestoppt worden, was zwar wenig Staub aufgewirbelt, aber uns dennoch ordentlich durcheinandergebracht hat. Der Urlaub im Norden Mosambiks, mit wunderbaren Stränden und Bergen, drei gerissenen Keilriemen Made in Korea und viel, viel Mosambik hat dann die Energietanks wieder etwas augefüllt.
Bis dann auf der Ilha de Moçambique unsere Chefin angerufen und mir gesagt hat, dass sie vom Rektor der UCM gebeten worden ist, mich zum Hierbleiben zu überreden - für Iris würde gesorgt werden, sie könne auch auf der Uni arbeiten wenn sie will.
Der Grund ist, der nun doch sehr plötzliche Abgang des Vize-Rektors, Padre Francesco Ponsi. Der über 70-jährigen italienischen Missionar, der die Uni in Finanz- (und sonstigen) Belangen mit starker - wenn auch mittlerweile zittriger - Hand geführt hat und vor 16 Jahren die Universität hier aufgebaut hat, hinterlässt ein ziemliches Machtvakuum und vor allem eins: Tausende offene Fragen wie es weitergeht...
Da ich nun Gelegenheit habe und ihr hoffentlich gespannt weiterlest, nun ein paar historische Hintergründe:
Bei den Friedensverhandlungen zwischen den beiden Bürgerkriegsparteien FRELIMO und RENAMO, 1992 in Rom, wurde die Gründung einer katholischen Universität in Beira beschlossen. 1993 hat ebendieser Padre Ponsi ein altes Priesterseminar der Diözese Beira, das zwischenzeitlich auch als Armeekaserne und Parteibüro benutzt wurde, wieder reaktiviert und 2 Jahre später die Wirtschaftsfakultät gegründet, ...
Naja, und letzte Woche hat er mir dann seinen Büroschlüssel gegeben und mir die letzten 5 (!!!) Tage zuvor noch die wichtigsten Sachen erklärt. Formell bin ich nun Assessor da Reitoria no area Financeira, also kaufmännischer Berater/Assistent des Rektors - und NICHT der Vizerektor wie meine Kollegen nun ständig meinen. Glücklicherweise gibts noch zwei andere, ebenfalls hals-über-kopf vom Bischof und Rektor ernannte Berater, die die Unterschriften auf den Schecks austellen sollen. Denn die Beiden werden in Zukunft wohl die politischen Ohrfeigen abbekommen, die man sich im mosambikanisch-afrikanischen Alltag unter Managern und "Big-Men" automatisch holt. Ich halte mich so gut es geht raus - auch wenn Querschläger unvermeidlich sind aber gerade deswegen bin ich ja hier.
Und deswegen bleiben wir auch hier - wie ihr wohl schon langsam vermutet habt. Die Universität ist einfach ein Leuchtfeuer in der ansonsten doch sehr tristen Welt eines Entwicklungslandes. Die Studenten hier hinterfragen, kritisieren, lernen und feiern - sie werden ein Teil der Gesellschaft werden, die zum ersten Mal eine mittlerweile halbwegs abgesicherte Basis haben, die zumindest in der Stadt Zugang zu ärztlicher Versorgung haben und teilweise selbst dann Ärzte oder wiederum Professoren werden.
Hier setzt eben nun Iris' Projekt an, parallel mit einer staatlichen Kampagne zur "Verbesserung der Qualität der höheren Lehre" wird sie mit einem Professor der Uni an der Qualität der Lehre arbeiten.
Diese beiden neuen Herausforderungen haben uns nun die Rückreise vermiest, denn wir waren eigentlich schon mitten in den Ausreisevorbereitungen. Hund geimpft - das Blut bereits auf dem Weg ins einzige, von der EU akkreditierte Blutlabor in Südafrika, Flipchart in der Küche zum notieren des ganzen Krams, der uns nun wieder bevorgestanden hätte.
Nun haben wir das Flipchart einfach umgedreht und daraus eine überdimensionierte Einkaufsliste gemacht, denn wir kommen DOCH im Sommer heim - aufgrund der Vertragsverlängerung und weil wir euch darüberhinaus einfach endlich wiedermal ordentlich treffen wollen.
Nun denn, einstweilen bleiben wir noch unter Wasser, halten aber mit unserem Periskop Ausschau auf Österreich und freuen uns auf den Landurlaub!
Alles Liebe,
Andreas & Iris
Nach einer längerem Tauchfahrt im U-Boot der Entwicklungshilfe geht uns nun die Luft aus und wir tauchen wieder auf, um euch die aktuellsten Geschichten und Begebenheiten aus den Tiefen des afrikanischen Kontinentes zu erzählen - und nebenbei mal wieder ordentlich Luft zu holen...
Seit März ist Iris' zweites Projekt bei Muleide nun gestoppt worden, was zwar wenig Staub aufgewirbelt, aber uns dennoch ordentlich durcheinandergebracht hat. Der Urlaub im Norden Mosambiks, mit wunderbaren Stränden und Bergen, drei gerissenen Keilriemen Made in Korea und viel, viel Mosambik hat dann die Energietanks wieder etwas augefüllt.
Bis dann auf der Ilha de Moçambique unsere Chefin angerufen und mir gesagt hat, dass sie vom Rektor der UCM gebeten worden ist, mich zum Hierbleiben zu überreden - für Iris würde gesorgt werden, sie könne auch auf der Uni arbeiten wenn sie will.
Der Grund ist, der nun doch sehr plötzliche Abgang des Vize-Rektors, Padre Francesco Ponsi. Der über 70-jährigen italienischen Missionar, der die Uni in Finanz- (und sonstigen) Belangen mit starker - wenn auch mittlerweile zittriger - Hand geführt hat und vor 16 Jahren die Universität hier aufgebaut hat, hinterlässt ein ziemliches Machtvakuum und vor allem eins: Tausende offene Fragen wie es weitergeht...
Da ich nun Gelegenheit habe und ihr hoffentlich gespannt weiterlest, nun ein paar historische Hintergründe:
Bei den Friedensverhandlungen zwischen den beiden Bürgerkriegsparteien FRELIMO und RENAMO, 1992 in Rom, wurde die Gründung einer katholischen Universität in Beira beschlossen. 1993 hat ebendieser Padre Ponsi ein altes Priesterseminar der Diözese Beira, das zwischenzeitlich auch als Armeekaserne und Parteibüro benutzt wurde, wieder reaktiviert und 2 Jahre später die Wirtschaftsfakultät gegründet, ...
Naja, und letzte Woche hat er mir dann seinen Büroschlüssel gegeben und mir die letzten 5 (!!!) Tage zuvor noch die wichtigsten Sachen erklärt. Formell bin ich nun Assessor da Reitoria no area Financeira, also kaufmännischer Berater/Assistent des Rektors - und NICHT der Vizerektor wie meine Kollegen nun ständig meinen. Glücklicherweise gibts noch zwei andere, ebenfalls hals-über-kopf vom Bischof und Rektor ernannte Berater, die die Unterschriften auf den Schecks austellen sollen. Denn die Beiden werden in Zukunft wohl die politischen Ohrfeigen abbekommen, die man sich im mosambikanisch-afrikanischen Alltag unter Managern und "Big-Men" automatisch holt. Ich halte mich so gut es geht raus - auch wenn Querschläger unvermeidlich sind aber gerade deswegen bin ich ja hier.
Und deswegen bleiben wir auch hier - wie ihr wohl schon langsam vermutet habt. Die Universität ist einfach ein Leuchtfeuer in der ansonsten doch sehr tristen Welt eines Entwicklungslandes. Die Studenten hier hinterfragen, kritisieren, lernen und feiern - sie werden ein Teil der Gesellschaft werden, die zum ersten Mal eine mittlerweile halbwegs abgesicherte Basis haben, die zumindest in der Stadt Zugang zu ärztlicher Versorgung haben und teilweise selbst dann Ärzte oder wiederum Professoren werden.
Hier setzt eben nun Iris' Projekt an, parallel mit einer staatlichen Kampagne zur "Verbesserung der Qualität der höheren Lehre" wird sie mit einem Professor der Uni an der Qualität der Lehre arbeiten.
Diese beiden neuen Herausforderungen haben uns nun die Rückreise vermiest, denn wir waren eigentlich schon mitten in den Ausreisevorbereitungen. Hund geimpft - das Blut bereits auf dem Weg ins einzige, von der EU akkreditierte Blutlabor in Südafrika, Flipchart in der Küche zum notieren des ganzen Krams, der uns nun wieder bevorgestanden hätte.
Nun haben wir das Flipchart einfach umgedreht und daraus eine überdimensionierte Einkaufsliste gemacht, denn wir kommen DOCH im Sommer heim - aufgrund der Vertragsverlängerung und weil wir euch darüberhinaus einfach endlich wiedermal ordentlich treffen wollen.
Nun denn, einstweilen bleiben wir noch unter Wasser, halten aber mit unserem Periskop Ausschau auf Österreich und freuen uns auf den Landurlaub!
Alles Liebe,
Andreas & Iris
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