Donnerstag, 16. Juli 2009

Boa Tarde,

knapp zweieinhalb Wochen sind wir nun in Mosambik. Der Flug war halbwegs problemlos, dank einer kleinen Ladung Schlaftabletten kamen wir gut ausgeruht am 1. Juli in Beira an – etwas unwirklich war die Zwischenlandung in Johannesburg. Abgesehen von den 2° Außentemperaturen gabs am Flughafen Joburg guten Kaffee und nette Gelegenheiten, die 4 Stunden Aufenthalt zu überbrücken.

Der Anschlussflug nach Beira, knapp 1,5 Stunden weiter kam pünktlich. Allerdings war dieser gerammelt voll, was dazu führte, dass unser Fluggepäck nicht mitgenommen werden konnte. Einzig Iris' Rucksack wurde mitgenommen, das Gepäck der restlichen Kollegen und meines war nicht aufzufinden – immerhin kam es dann am nächsten Tag an und wir waren wieder mit frischen Unterhosen und Sack und Pack ausgestattet. Einzig mein auf den Rucksack geschnalltes Zelt inkl. einem Paar Sandalen ist irgendwo zwischen Wien und Beira ins Nirvana verschwunden, naja, irgendwer wird schon seine Freude damit haben.


Die ersten 10 Tage unseres Aufenthaltes waren schon seit einiger Zeit von Horizont3000 vorgeplant. Gemeinsam der Vertretung unserer lokalen Ansprechperson, die wegen einer akuten Operation nun die nächsten 6 Monate ausfällt, haben wir unser sogenanntes Incountrytraining „durchlaufen“.

Im Endeffekt war das ein organisierter Schulausflug durchs Land. Unser Transportmittel war eine gemietete Chapa, einer der berühmt berüchtigten Toyota Hiace Busse.

Grundvorraussetzung für eine Zulassung als Chapa sind scheinbar mindestens 300.000 gefahrene Kilometer, dementsprechend ist der Zustand der Dinger. Unser Gefährt war noch vergleichsmäßig luxuriös im Vergleich zu den öffentlichen. Gestern Abend haben wir mal wieder gezählt – und kamen auf insgesamt 25 Personen in einem Minibus. Iris ist teilweise gestanden, hat aber trotz waghalsiger Fahrmanöver gar nicht umfallen können weil rundherum irgendwer gestanden, gesessen oder in sonstigen Zwangslagen gesteckt ist. Vermutlich hab ich da auch mein Handy verloren, böse Zungen meinen es wurde mir aus den Taschen geklaut – aus Selbstschutz und wegen Erhöhung der Motivation bleib ich beim Eigenverschulden ;-)

Zurück zum Incountrytraining: nach der Besichtigung eines tollen Ausbildungsprojektes sind wir auch gleich ins Landesinnere vorgestoßen. Die Straßen sind teilweise echt mörderisch, dennoch war ich positiv überrascht – die meisten Schlaglöcher kann man eh schon aus hunderten Meter Entfernung sehen, da sich problemlos zwei oder drei Personen reinlegen könnten... Gelegentlich gabs Straßensperren der Verkehrspolizei – dank des äüßerlichen Wirkens unseres „Chefs“, der von Baskenkappe bis Schuh vollkommen schwarz gekleidet ist, kam er meist als Pater und wir als seine Schäfchen durch.

Dann waren wir in Afrika.

Bisher halbwegs überschaubarer Trubel in der Stadt, in Beira, dann das große we

ite Land. Es ist echt atemberaubend. Der Himmel erscheint tatsächlich näher, ich hab noch nicht rausgefunden woran das liegt. Die Wolken sind stets sehr nahe – und das Land ist RIESIG. Sobald wir über eine Erhöhung auf der Straße kommen fließt der Blick bis zum Horizont. Etwas, das wir Alpenvölkler kaum erahnen können. Zwischen Horizont und einem selbst ergießen sich die Savanne, keine Straßen in Sicht, keine Städte, keine Dörfer. Ein paar einsame „Inselberge“ sieht man immer wieder – das sind im Endeffekt riesige Grantiblöcke mitten in der Landschaft, teilweise bewachsen, teilweise völlig kahle Felsbrocken mit hunderten Metern Höhe und Breite. Nach und nach gewöhnt sich das Auge und man erkennt die kleinen Ansammlungen von Dörfern neben der Straße und in weiter Flur. Dort kommen auch die ganzen Leute her, die ständig neben und auf der Straße marschieren. Alleine, in Gruppen, Männer, Kinder, Frauen mit irgendwelchen Sachen auf dem Kopf tragend. Von Beira aus hatten wir eine Wegstrecke von ca. 200 Kilometer nach Chimoio, der drittgrößten Stadt Mosambiks, zurückzulegen. Auf dieser Strecke gabs ziemlich genau eine Kreuzung, wo die Haupstraße in nahezu exakter Nord/Ost/Süd/West Richtung wegführt. Wir fahren weiter Richtung Westen und erklimmen in dieser Zeit das Hochplateu Richtung Simbabwe. Auf der Fahrt durchqueren wir gelegentlich kleinere Ansiedelungen, dort befinden sich stets kleinere Märkt auf denen fleißig gehandelt wird. Ein paar mal haben wir uns da durchgeschlagen, Verkauft wird alles was gerade verfügbar ist. Seife, Kohle, Coca Cola und Red Bull, Radlreifen, Kleidung und je nach Region die Früchte der Saison. Momentan gibt’s Ananas en masse, Papayas ebenfalls.


Nach knapp 6 Stunden Fahrt inkl. einer „kleinen“ Mittagspause (Essen dauert meistens ewig zum Bestellen und Zubereiten...) erreichen wir die freundliche Stadt Chimoio, wo auch eine unserer Kolleginnen arbeiten wird. Zwischen Beira und Chimoio gibt’s ziemlich genau 1 Tankstelle – obwohl man das nicht so genau sagen kann da der Sprit auch teilweise neben der Straße in verschiedensten Gebinden (oft gepanscht) erhältlich ist. Eigentlich haben wir damit gerechnet, unsere Chapa in Chimoio wieder auftanken zu können – was leider nicht möglich war da eine Dieselkrise die Region erfasst hat. Also kein Diesel in Chimoio, was die Weiterfahrt naturgemäß etwas behindert. Zwei Kollegen aus Beira, mit denen wir uns für den Abend in Chimoio verabredet haben, konnten auf dem ganzen Weg ebenfalls keinen Sprit auftreiben. Vor den zwei oder drei Tankstellen der Stadt haben sich mittlerweile hunderte Auto- und LKW-Fahrer in Schlangen gestellt, obwohl erst für die nächsten Tage wieder frischer Sprit angesagt wurde. Bis zu unserer geplanten Unterkunft hätte es unser Bus nicht mehr geschafft, daher ist der Kollege aus Beira eingesprungen und hat uns in zwei Fahrten zu unserer Unterkunft fahren können. Dies war dann auch der erste Ausflug abseits befestigter Straßen, mitten in finsterer Nacht, um halb 7...

Ach ja, Dämmern tuts so gegen halb 6, dann geht die Sonne unter. Um 6 ists dann stockdunkel, wirklich stockdunkel. Was das Autofahren nicht unbedingt einfach macht da die oben erwähnten Schlaglöcher nun nicht mehr sooo einfach zu sehen sind – ebenfalls die Passanten und anderen Autofahrer.

Da wir nun mitten in der Nacht (also um halb 9) angekommen sind, haben wir noch nix von der wahnsinnig schönen Lage der Casa Msika mitbekommen. Erst am nächsten Morgen konnten wir die wunderbare Lage der Lodge erkennen. Verstreut am Gelände einige kleinere Chalets bzw. Bungalows mit 2er oder 4er Belegung. Ein Restaurant auf Stelzen mit Pool am Rand eines riesigen, weiten Stausees, der oft von Fischereitouristen beangelt wird – die Fotos im Restaurant zeugen von guten Fängen. Karpfen, Barsche und Tilapias mit bis zu 13kg werden aus dem See geholt, ganz schön respektable Dinger... Die Logde kann man ruhigen Gewissens weiterempfehlen!


Den restlichen Tag haben wir in Manica verbracht, der letzten Stadt vor der Simabwianischen Grenze. Nach den Aufwartungen bei lokalen H3 Projekten (Horizont3000-->H3) und einem Snack beim lokalen Libanesen (jaa, arabisches FastFood) gings wieder zurück in die Lodge und wir konnten die Abendstimmung genießen.

So in etwa gings die nächsten Tage weiter – Projektbesuch, Biertrinken, Schlafen, allerdings dann meist in kleineren und größeren Hotels in den Ortschaften. Ich bin dann mal zwei Tage wegen einer Erkältung, die ich seit unserem Abschiedsfestl mitgeschleift hab, im Hotel geblieben und hab etwas Ruhe genossen. Dann gings weiter zu einer Missionsstation im Süden des Landes, wieder etwa 7 Stunden Fahrzeit – davon eine knappe Stunde oder 25 km auf einer ziemlich wilden Piste. Die Pisten sind ein nettes Offroaderlebnis, hat mich echt gewundert wie unser Bus das überstanden hat.

Von der Haupstraße Richtung Maputo sind wir nun in Mangunde angekommen. Dort hat die Caritas und eine kolumbianische Kirche vor vielen Jahren eine Missionsstation aufgebaut. Mitten in der Pampa nun eine große Schule mit Internat, ein kleines Hospital und AIDS-Zentrum – die Leute hier kommen eigentlich so gut wie nie in größere Städte und haben ansonsten keinen Zugang zu Bildung oder ärztlicher Versorgung.

Vor Ort sind hier zwei H3-Mitarbeiter, eine Psychologin die als Lehrerin arbeitet und ein Arzt.

Wir sind natürlich wieder etwas spät angekommen, knapp vor Sonnenuntergang und haben kaum was von der Landschaft mitbekommen (abgesehen von einem echt schönen Sonnenuntergang inklusive rot glühendem Himmel wie ich ihn noch nie erlebt hab, sowie einem atemberaubenden Vollmondaufgang, naja immerhin). Daher haben wir am nächsten Morgen eine frühen Spaziergang gemacht – um dreiviertel Sechs am Morgen. Die Morgenstimmung war traumhaft, aber auch saukalt. Haben dort nun endlich eine Möglichkeit gehabt, einen Baobab/Affenbrotbaum genauer anzuschauen. Die Baobabs sind die riesigen afrikanischen Bäume, die aussehen, als hätte man sie verkehrt und mit den Wurzeln nach oben in den Boden gerammt – siehe Fotos. Die Dinger sind so wie alles in Afrika wieder RIESIG – siehe Foto anbei. Manche der Bäume sind bis zu 3000 Jahre alt, und so bizarr wie sie aussehen glaubt man das gern.


Mangunge war nun schon einer der letzten Agendapunkte unseres ICT, nach der Rückkehr nach Beira hatte wir noch Gelegenheit, unsere künftigen Arbeitgeber (Uni und FUSA) kennenzulernen.

Das war vor knapp einer Woche.


Im Anschluss an das ICT konnten wir uns mal ein wenig erholen, nun geht’s eigentlich „nur“ mehr darum, unsere künfitge Stadt zu erkunden und uns ein Heim zu organisieren.

Das hat auch problemlos geklappt, dank der Kontakte unserer Kollegen vor Ort konnten wir mit einer Maklerin eine Runde drehen und das erste Häuschen hat auch schon gepasst. Wir haben uns nun ein echt schönes Häuschen in der Stadt gemietet. Neu renoviert, tolle Fußböden aus Tropenholz, drei Schlafzimmer und sogar mit Klimaanlage. Diese werden wir wohl auch brauchen. Jetzt, im Winter, hats hier 25 Grad. Es is jetzt schon stickig und schwül – ich wills nicht mal erahnen wie es im Sommer wird...

Wenn alles klappt ziehen wir am Wochenende bereits in unser Häuschen. Morgen wird Ofen und Kühlschrank geliefert, unser Frachtgepäck ist auch mittlerweilen angekommen. Ein Bett wird wohl auch zum Auftreiben sein, die stehen teilweise frisch gezimmert neben der Straße.

Derzeit sind wir bei einer Kollegin untergebracht. Sie arbeitet etwas außerhalb der Stadt und hat sich daher auch ein Haus in der Manga gemietet. Die Manga ist das Bairro von Beira, der große Vorort Beiras. Der Name rührt von der unzählbaren Anzahl an Mangobäumen her, zwischen denen sich kleinere Häuschen befinden. Ein riesen Viertel, ohne geteerte Straßen – etwa eine halbe Stunde Fahrzeit mit den Chapas in die Stadt. Sehr spannend hier zu wohnen...


Eigentlich sind wir ziemlich überrascht von der Versorgungslage hier. Es scheint, als gibt es tatsächlich alles. Wie erwähnt ist Red Bull mittlerweile genauso verbreitet wie Coca Cola, in den Regalen des Filiale der südafrik. Supermarktkette „Shoprite“ findet man Nutella und Knorr-Packerlsuppe und alles andere Zeugs ebenfalls. Allerdings für geeschmalzene Preise. Beim Shoprite kann wohl echt nur einige wenige Prozent der Bevölkerung einkaufen – die Mindestlöhne hier liegen bei etwa 60 € (pro Monat), aber selbst die werden nur von einem kleinen Bevölkerungsanteil erreicht. Für die Waren im Shoprite zahlt man aber im Endeffekt dieselben Preise wie zuhause... krass.


Well then, würde mich freuen zu hören wies euch so geht!


Bis bald mal wieder,

Andreas


PS: Für all jene dies bis hierher geschafft haben gibts als Belohnung noch weitere Fotos: http://www.flickr.com/photos/ratzi/sets/72157621432717679/