Donnerstag, 26. August 2010

Monte Gorongosa

Boa tarde, guten Abend,

am Wochenende gehts mal wieder in den Busch. Gemeinsam mit Djongue und zwei Kollegen aus Chimoio werden wir den Monte Gorongosa bezwingen, einen heiligen Berg auf dem keine roten und braunen Kleidungsstücke erlaubt sind...
Detaillierter Bericht folgt!

Liebe Grüße,
Andi & Iris

Freitag, 6. August 2010

óla, tudo bem?

Bei uns ist alles in Ordung - also tudo bem. Wir sind nun schon ein Jahr hier. Diese Woche genau vor 1 Jahr waren unsere Projektstarts - Andreas auf der UCM und ich damals noch bei FUSA.
Unglaublich wie schnell die Zeit vergangen ist!

Nach einem Jahr ist auch schon so was wie Alltag eingekehrt. Die Wochen sehen ziemlich gleich aus: unter der Woche morgens aufstehen, nach dem Frühstück in die Arbeit, dann zum Mittagessen wieder nachhause und je nach dem was für den Nachmittag angesagt ist wieder zurück ins Büro oder Homeoffice.

Am Abend ist dann Zeit zum Füße ausstrecken. Seit Montag können wir das so richtig gemütlich, da wir es endlich geschafft haben ein Sofabett zu organisieren. Während das mit der übrigen Einrichtung etwas schneller gegangen ist, waren wir einfach ziemlich lange ratlos, was es für einen möglichen Ersatz für eine Couch geben könnte. Bis wir in Sambia die zündende Idee hatten. In einer Lodge gab es eine gezimmerte Couch die richtig bequem war. Kurzerhand habe ich sie abfotografiert und die Fotos einem Tischler in Beira gegeben, der sie nun nachgezimmert hat.

Am Wochenende ist dann mal einkaufen angesagt, meistens die übliche Runde: Gemüse am Maqueninho - unser lokaler Markt, Fleisch und Käse beim Portugiesen, der die beste Qualität bietet und alles was sonst noch zu besorgen ist, von Fruchtsaft über Mehl, Waschmittel etc. wird noch beim Shoprite eingekauft. Den Shoprite mögen wir mittlerweile überhaupt nicht mehr, lässt sich aber, da er der einzige Supermarkt ist, nicht vermeiden.

Am Samstagnachmittag ist dann meistens Zeit, um die frischen Einkäufe zu verarbeitet. Es gibt Säckeweise Ingwer zu kaufen. Also was anfangen damit? - Ingwersirup einkochen. Oder das Stück Schwein vom Portugiesen - aus dem konnten wir nun schon so manchen guten Schweinsbraten zaubern - mit warmen Krautsalat und Kartoffeln.

Es ist spannend, dass einem für das meiste - auch wenn es nicht in Supermarkt zu kaufen ist - doch irgendwie eine Lösung einfällt. Blumenerde wird zusammengemischt aus Kompost, Erde und Sand. Alles muss man von irgendwoher schleppen und ist also deshalb viel aufwendiger als den Sack einfach beim Bella Flora zu kaufen. Außerdem lassen sich meine Basilikumpflänzchen nicht von den Läusen befreien, die dieses Klima anscheinend sehr gerne mögen und die Tomatenpflanzen und das sonstige Grünzeug im Hof wird von unseren Hennen mit Vorzug vernascht. Also ob es den ganzen Aufwand wert ist?

Manche Dinge funktionieren halt theoretisch wunderbar und bis zum Ergebnis wird das Projekt dann wieder aus den Augen verloren oder durch irgendwelche Einflüsse belastet und erschwert. Etwas was ich nicht nur mit meinen Pflanzen erlebe, dieser Satz klingt vielmehr so, als hätte ich da gerade ein Phänomen in Wörter gefasst, das sich auf viel mehr als Gartenprojekte beziehen lässt.

Dieser gemütlich dahintropfenden groben Einteilung der Zeit, wie sie unseren Alltag ausmacht, wird durchbrochen durch Ereignisse, die vorhergeplant sind - wie etwa der voller Vorfreude erwartete Besuch von Helga und Kurt oder auch unvorhergesehen - wie die überstürzte Reise nach Maputo zum Zahnarzt, der mir meine verlorene Krone wieder fixieren musste.

Und natürlich sind die Zwischenräume, die ich jetzt noch gar nicht erwähnt habe, die immer noch spannendsten. Die Erfahrung mit MULEIDE und durch MULEIDE die Einblicke in die Kultur. Langsam kann ich genauer erkennen, was sich da hinter den Kulissen der Bilder, wie sie ständig in den Straßen zu sehen sind, abspielt - mein Verstehen beginnt zu funktionieren und ich glaube auch, dass ich langsam bereit bin es auch verstehen zu wollen. Das Hinsehen ist nicht einfach, aber es geht und macht hilflos, aber nicht ohnmächtig. Noch habe ich die Hoffnung, infolge des Erkennens auch einen Beitrag zur Veränderung zu leisten, auch wenn es mit dem Wissen immer schwerer erscheint.

Kurz: ich sehe, die Schwachstellen von MULEIDE und der EZA als Gesamtes, erlebe, dass Veränderung oder Verbesserung nur zaghaft möglich ist, und probiere in alle möglichen Richtungen Strategien zu entwickeln, die theoretisch wunderbar funktionieren, in der Praxis aber an den immer gleichen Dingen scheitern: Kommunikation. Damit meine ich nicht meine Art und Weise zu sprechen, sondern vielmehr wie in der Organisation kommuniziert wird und manchmal erlebe ich, dass dies völlig anders ist, als in unserem europäischen Kontext. Es wird nämlich teilweise über Dinge, die für uns Voraussetzung sind um zu planen und zu arbeiten, überhaupt nicht gesprochen. Jeder macht sein Ding und irgendwie funktioniert das auch, manches auch ziemlich gut, aber insbesondere das Planen nicht.

Und dann begleite ich meine Kolleginnen zu einem Hausbesuch. Wir besuchen eine Klientin, die von MULEIDE unterstützt wird. Dona Patricia lebt in der Manga, ein Vorort von Beira. Wir brauchen zwei Chapas und ein paar Minuten Fußmarsch durch das Bairro, um zu ihren Wohnort zu kommen. Sie lebt dort alleine mit ihren acht Kindern. Nach den vier ersten Kindern wurde sie noch zweimal schwanger und hat zweimal Zwillinge geboren. Sieben Buben, nur die allerjüngste ist ein Mädchen. Man kann sich vorstellen, dass diese Dona Patricia eine starke Frau ist, wenn sie unter schwierigsten Lebensumständen acht Kinder durchbringt. Ihr Mann zahlte nur 50 Meticais (=1 €) pro Monat und lebt bei einer anderen Frau mit der er ebenfalls Kinder hat.

MULEIDE hat Patricia schon geholfen. Ihr Mann hat sich nun verpflichtet monatlich mehr zu zahlen und hat ihr beim Gespräch mit MULEIDE 2000 Meticais gegeben. Patricia zeigt uns, was sie darum gekauft hat: Mehl, Milch, eine Decke und eine Matratze für die Kinder. In dem unverputzten dunklen Zimmer hängen Moskitonetze, eine Strohmatte liegt am Boden, viele Zahnbürsten stehen auf einem Bord. Schon in der kurzen Begegnung erkenne ich, dass diese Frau mit den wenigen Mitteln sehr vernünftig umgeht. Sie selbst hat einen kleinen Verkaufsstand und bewirtschaftet eine Machamba (kleines Grundstück), um die Kinder mit dem notwendigsten durch zu bringen.

Wenn man so durchspaziert durch das Bairro fällt diese Familie nicht auf. Sie leben inmitten vieler Familien, die wahrscheinlich ähnliche Schicksäler haben, manche eine Spur weniger hart, aber für uns immer noch unvorstellbar. Ich frage mich nach dieser Begegnung umso mehr, wie lässt sich das Unterstützungsangebot verbessern, damit diese Familien ihre Lebenssituation verbessern können. Nur alleine kann ich nichts tun und die Hilfe von MULEIDE ist wichtig und richtig, wenn auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und ich denke mir auch es ist kein Wunder, dass MULEIDE keine Energien hat um zu planen.

Und dann fängt der Alltag wieder von vorne an. Vor dem Frühstück gehe ich eine Runde mit Nhica spazieren, danach bringt mich Andreas mit dem Auto zu MULEIDE. Ich plappere ein paar Wörter mit den Frauen von MULEIDE, manchmal höre ich bei einer Mediation oder Beratung zu oder ich ziehe mich in mein kleines Büro im ersten Stock zurück, wo ich plane, wie wir gemeinsam anfangen können und darauf warte, dass sich die richtige Gelegenheit zu einem konstruktiven Gespräch mit dem Koordinator ergibt, ...

Da wurde nun aus der beabsichtigten kurzen Einleitung für die folgenden Kurzberichte ein ganz langer Text, der schon mal einen Einblick geben soll, was bei mir/ uns gerade so los ist. Andreas wird sicherlich auch bald wieder einmal ein paar Zeilen über die Uni schreiben.
Ich hoffe ich habe euch nicht entmutigt und ihr bleibt trotzdem regelmäßige Blogleser, auch wenn mein Schreibstil nicht gerade förderlich ist: wenn ich mal schreibe, was nicht oft ist, dann viel zu viel und verschachtelt _!

Die Kurzberichte will ich euch aber trotzdem nicht vorenthalten. Im wesentlichen kurze Texte zu den beiden Fotoalben die ich, wenn es endlich funktioniert, im Jalbum veröffentlichen werde: Stadtführung und Goldgräber.

Aber jetzt schon mal ganz liebe Grüße von mir und Andreas!
Alles Liebe, bis bald!

Stadtführung durch Beira

Letzte Woche war die Mutter von Andreas Helga und Kurt bei uns zu Besuch. Neben der Freude endlich mal jemanden von daheim hier in Mosambik begrüßen zu können war es für uns auch spannend ihnen Mosambik zu zeigen.

Im Alltag haben wir wie üblich wenig Gelegenheit mal die Stadt aus einer touristischen Perspektive zu betrachten. Deshalb war es für uns auch spannend bei der Gelegenheit den einzigen Stadtführer von Beira zu bitten eine Tour zu machen.

Ich habe auch viele Fotos gemacht, da ich gerade von Beira bish
er nur wenige hatte. Eine Auswahl davon findet sich im Jalbum.

Wir haben Farisei den Stadtführer, der sonst auf der UCM als Englischprofessor arbeitet, in Estoril getroffen. Dort befindet sich der Leuchtturm und das Wrack, das Andreas und ich schon lange als einen unserer Lieblingsplätze kennen. Farisei kennt viele historische Details und Geschichten, denen wir mit Genuß lauschten.

In Estoril gab es das Hotel Don Carlos und daneben das Hotel Estoril. Wir wollten es besichtigen, um uns einen Eindruck zu verschaffen, wie prunkvoll die Hotels in Beira einst waren. Doch erhielten wir keinen Zutritt, da gerade die Renovierungsarbeiten, wie wir feststellen mussten, beginnen. Wir erfahren, dass ein Unternehmen aus Zimbabwe beide Hotels und das ganze Areal rund um den Leuchtturm wieder instand setzen will. Nachdem aktuellen Zustand zu urteilen dürfte das sehr viel arbeit sein. Aber auch sonst wird in Beira sehr viel gebaut. Man hofft auf künftigen Tourismus.

Dann ging's weiter zum Grande Hotel. Muleide befindet sich gleich neben dem Grande Hotel, weshalb wir schon oft daran vorbeigefahren sind, aber hineingegangen sind wir noch nie und würden wir auch nicht ohne mosambikanische Begleitung. Gemeinsam mit Farisei war es aber kein Problem.

Das Grande Hotel war in den sechziger Jahren ein Luxushotel, angeblich sogar das größte Afrikas. Von dem ist nichts mehr übrig. Über 1000 Familien leben dort ohne Strom und Wasseranschluss. Ich denke die Bilder sprechen für sich. Wen es interessiert, der findet zum Vergleich im Internet alte Bilder vom Grande Hotel, als es noch ein Luxushotel war.

So findet man in Beira viele Spuren des Verfalls und der ehemaligen glorreicheren Zeit. Das Grande Hotel war schon vor dem Weggehen der Portugiesen kein Hotel mehr, aber anderes wie Infrastruktur und Brücken haben die Portugiesen zerstört hinterlassen. Alte Spuren findet man viele, dazwischen entstanden neue, manches wird wieder benutzt, anderes erscheint überdimensioniert wie der riesige Bahnhof von dem nur noch ein Gleis benutzt wird. Dieses Gebäude genauso wie das Stadtamt durfte ich allerdings nicht fotografieren, da es Staatseigentum ist.

Ich hoffe euch gefällt unsere Foto-Stadttour durch Beira! Natürlich gibt es noch viel mehr hier zu sehen.

In den vier Tagen, in denen Helga und Kurt bei uns waren gingen die Ideen nicht aus und ich denke sie sind mit vielen Bildern und Erinnerungen nachhause gefahren.


P.S.: Aprospos Baustelle! Im Haus gleich gegenüber hat vor mehreren Wochen eine rege Bautätigkeit begonnen. Wir können bis jetzt noch nicht erkennen, was unsere Nachbarn da vorhaben. Auch Marta hat keine Idee. Mittlerweile tippen wir auf einen Anbau, was ich aber nicht hoffe, da das doch eher gewagt aussieht. Hat wer einen anderen Tipp!?