Donnerstag, 26. November 2009

Fotos vom Gorongosa NP online

Liebe Leute,

habs jetzt endlich geschafft und die unzähligen Fotos vom Gorongosa Nationalpark mit seiner berauschenden Tier- und Pflanzenwelt aufzusortieren und online zu stellen.
Hier der Link (bzw. über Fotolink rechts erreichbar):
http://www.flickr.com/photos/ratzi/tags/gorongosa/

Viel Spaß beim Stöbern, vielleicht kann mir ja der eine oder andere ein Tier benennen, ich kenn sie nicht alle...

Grüße in den kalten Norden,

Andreas


Donnerstag, 19. November 2009

mir is kalt

Und das zurecht, vor zwei Tagen wurden wir von einer regelrechten Kältewelle überrollt. Ich musste tatsächlich ein langes Hemd zur Arbeit anziehen und brauchte in der Nacht das Leintuch...

Im Vorbereitungskurs bekamen wir eine interessante Anekdote zum Thema Interkulturelle Verständigung zu hören.
Eine junge Entwicklungshelferin macht fleißig ihre Workshops in Afrika, gegen Ende wurde dann auch noch evaluiert, ob es den Teilnehmern gefallen hat. Daher Flipchart an die Wand genagelt, Klebepunkte in die offenen Hände der Teilnehmer. Die Kollegin hatte es gut gemeint und wollte die Abstimmung auflockern, malte halt eine Sonne für die positiven Stimmung und eine Gewitterwolke für negatives Feedback als zwei Spalten auf das Blatt und lies abstimmen.
Das Ergebnis war vernichtend, fast alle Klebepunkte auf der Wolkenseite, die gute Dame war völlig verzweifelt, gab sie sich doch sehr Mühe um den Workshop gelingen zu lassen - was in ihrem Verständnis auch gelungen war.
Im vertrauensvollen Gespräch mit einem Teilnehmer über das vermeintlich schlechte Ergebnis der Evaluierung kam dann die Rückmeldung, dass doch eh alles klar ist - die Teilnehmer hätten doch eh fast alle positiv abgestimmt - bei der Wolke???

Zurück nach Beira, Mosambik, Mitte November: Seit letzter Woche (also vor der echt argen Kältewelle mit knappen 24°C) wissen wir auch warum Afrikaner einen wolkenbedeckten Himmel, Regenwolken und Gewitter als angenehm empfinden. Die Regenzeit kehrt ein und mit ihr eine echt zache Hitze. Fast jeden Tag 30-35°, was an sich noch erträglich ist, gepaart allerdings mit einer enormen Luftfeuchtigkeit... Man schwitzt, ständig. Momentan gehts noch halbwegs, zumindest in der Nacht ersparen wir uns (noch) das Schwitzen. Aber ab 6 in der Früh beginnt man automatisch zu schwitzen, man schwitzt beim Brotschneiden zum Frühstück, beim Schuheanziehen und erst recht auf dem Weg zur Arbeit, man klebt am Bürosessel fest, schwitzt beim Heimgehen zu mittag. Schwitzt vor dem Essen, nach dem Essen, und währenddessen sowieso. So geht das Spiel meist bis 10:00 abends weiter... ufff - momentan trinken wir mindestens 3-4 Liter Flüssigkeit (meist Wasser ;-) ) pro Tag.
Von daher war der Kälteeinbruch (ja ich kann mir die Kommentare schon vorstellen... *ggg*) echt angenehm und wir verstehen die Anekdote der braven EH mit der Abstimmung nun viel besser.

Ach ja, als es so bitterkalt geworden ist kam auch ein ordentlicher Wind dazu. Der gleich das halbe Dach der Uni abgetragen hat. Kurz vor der Mittagspause war plötzlich ein enormer Lärm zu hören, unidentifizierbar, extrem laut. Ein Blick nach draußen zeigte schon das Desaster, das halbe Blechdach eines Traktes der Uni hat sich gelöst und ist donnerbrausend auf den Parkplatz gestürzt - verletzt wurde glücklicherweise niemand, lediglich ein Auto wurde unter den Blechtafeln begraben. Ich möcht mir allerdings nicht vorstellen was diese Tafeln (genannt Chapas, also genauso wie die öff. Busse hier (die sich abgesehen von einem vermeintlich eingebauten Motor auch nicht wirklich von den Blechtafeln unterscheiden...) ) mit einem Menschen angerichtet hätten.
Das Dach wurde letztes Jahr einfach auf das bestehende Dach draufgenagelt, warum auch ein Dach reparieren wenns einfacher und billiger ist einfach ein zweites drüberzukleben... ABER: genaudasselbe ist angeblich bereits letztes Jahr passiert, manchmal kann man echt nur den Kopf schütteln.

Nun denne, heut vormittag ist uns die Abstimmung der Bankbuchhaltung für Jänner gelungen - das freut mich total. Mein Kollege ist wirklich total ehrgeizig und wissbegierig, macht Spaß so zu arbeiten.
Und daher wieder ran ans Schaffen.

Euch wünsche ich einen wunderschönen Tag, würd liebend gerne auf einen Glühwein vorbeikommen aber mir ist leider schon wieder zu heiß dafür :-)

Alles Liebe aus Beira,

Andreas


PS: Die ersten Besucher haben sich angemeldet: Mum und Kurt kommen Mitte Juli, also für alle schnellentschlossenen: Restplätze sind noch vorhanden! ;-)

Freitag, 6. November 2009

Lebenszeichen einer Arbeitssuchenden

Hallo!

Auch ich melde mich mal wieder! Langsam wache ich aus meiner Lethargie wieder auf. Die letzten Wochen waren neben dem DW-Meeting in Sussundenga eher ereignislos. Anfang Oktober gab es die Zustimmung von H3 für das Aus meines Projektes, was ganz in meinem Sinne ist. Mit dem Aus gibt es nun grünes Licht eine neue Organisation zu suchen. Da es da für mich nicht allzu viel zu tun gibt und ich nach wie vor versuche mich zuhause so gut wie möglich zu beschäftigen, musste ich jetzt erst einmal durch ein großes Motivationstief durch. War es ja gerade das, was ich vermeiden wollte: ohne sinnvolle Aufgabe in einem fremden Land sein. Der fehlende Arbeitskontext bedingt dann natürlich auch, dass mit meinem Portugiesisch so gut wie nix weitergegangen ist. Letzte Woche habe ich mich dann einfach fallen lassen in das Buch „Garp und wie er die Welt sah“ von John Irving, um die Nachwehen des DW-Meetings zu vergessen. Die dortigen Diskussionen haben trotz meines immerwährenden Optimismus ziemlich an mir genagt. Es wurde viel erzählt, es wurde viel thematisiert, neben Kritik wurde versucht viele konstruktive Vorschläge zu machen, ... und es wurde sehr klar, dass vieles anders gemacht werden sollte. Es ist nicht nur meine Situation schwierig, sondern die einiger anderer auch.
Wolfgang, unser Vorortstrukturleiter setzt sich nun für mich ein, dass ich so schnell wie möglich ein neues Projekt bekomme, um das Dire-Problem dadurch ebenfalls lösen zu können. Ich habe immer noch nur ein vorübergehendes Visum, wodurch ich Ende November wieder Zimbabwe besuchen muss, um dort ein Neues zu beantragen. Da unser letzter Zimbambwe-Bericht noch aussteht, gibt es dann eine weitere Chance euch von diesem Land zu erzählen.
Im Zusammenhang mit FUSA fand ich bis zuletzt immer mehr Details heraus, die die Organisation so vertrauensunwürdig machte, was zu dem Schluss führen musste, dass ich und H3 uns zurückzogen. Wen mehr Details interessieren erzähle ich sie gerne persönlich.
Diese Woche plane ich sehr leidenschaftlich, was mit dem kleinen Stück Erde in unserem Hof noch anzufangen ist. Ich habe bereits Piri-Piri gesammelt (Hmm! und daraus eine super scharfe Sauce gemacht), ein paar Kräuter gibt es auch schon und die erste Tomate wurde heute reif. Die Bananenstaude, die ich schon vor mehreren Wochen gesetzt habe wächst lustig drauflos. Aber aus dem kleinen Garten lässt sich sicherlich noch mehr rausholen!
Auch Sprachstunden habe ich jetzt wieder begonnen. Mussa (siehe Bericht von Andreas) scheint ein besserer Lehrer zu sein, als die beiden anderen mit denen ich es vorher probiert habe. Rabia, mit der ich zuletzt Stunden gemacht habe, ist Volksschullehrerin und hat mir gezeigt, wie schrecklich mosambikanische Lehrmethoden sein können. Ich drückte für sie beide Augen zu, weil sie nett ist und weil sie auch hochschwanger war. Traurig war dann, dass sie ihr Kind verloren hat – auch ein typisch mosambikanisches Schicksal.
Die Sterblichkeit bei der Geburt ist hier sehr hoch. Ich habe ihrem Mann Julinho Geld geliehen (300 Mt = weniger als 10 €), dass er ihr ein dringendes Medikament kaufen konnte, um ihre gesundheitliche Situation zu stabilisieren. So was wie eine Krankenkassa gibt’s eben auch nicht. Ein dringendes Medikament wird im Krankenhaus einfach nicht verabreicht, wenn es sich die betreffende Person nicht leisten kann. Julinho hat mir bei unserem Rundgang im „Hospital Central da Beira“ das Krankenhaus als den Ort vorgestellt, wo viele Leute herkommen, um zu sterben. In Österreich würde man sagen, dass ein Krankenhaus dazu da ist, um wieder gesund zu werden. Und meine Erzählung von der Existenz einer Allgemeinen Krankenkassa klingt in den Ohren von Julinho sehr, sehr unwirklich und sehr paradiesisch.
Vieles ist anders, insbesondere unsere „Welt“ rückt in ein anderes Licht. Und die Arbeit in diesem Kontext (inklusive Organisationen) ist manchmal sehr, sehr absurd. Ich denke, dass neben schönen Erlebnissen auch noch sehr viele Verrücktheiten auf uns warten. Aber deshalb sind wir ja hier, um die Welt von einer anderen Seite zu betrachten!

Ganz liebe Grüße an euch alle!

Iris

P.S. Zwischen den Zeilen habe ich ein paar Sonnenstrahlen eingepackt! Ich denke ihr könnt sie jetzt brauchen :-)

Donnerstag, 5. November 2009

Die liebe Arbeit

Hallo!

nachdem ich grad so richtig in Arbeitsstimmung war, der Kollege der uns evtl. weiterhelfen kann allerdings soeben verschwunden ist, nehm ich mir einfach die Zeit und schreib mal wieder was.
Jaa, endlich tun sich ein paar kleine Baustellen auf, wer also etwas Interesse an Buchhaltung hat wird sich sicher über ein paar Eindrücke freuen, alle übrigen sollten den Abschnitt überspringen und weiter unten weiterlesen ;-)

Einer der zentralen Punkte in der Buchhaltung ist die Abstimmung der lokalen Bücher, also das was täglich in den PC reingeklopft wird, mit den Bewegungen auf der Bank.
Ein Beispiel: Student kommt mit einem Einzahlungsbeleg der Studiengebühren, Studiengebühren werden im System als bezahlt gebucht - ob allerdings das Geld tatsächlich auf dem Konto ist sieht man erst am Kontoauszug. Diese Abstimmung geschieht in der Regel monatlich. Buchhaltungssysteme bei uns (SAP... *seufz*) erledigen dies fast automatisch, nicht umsonst geben wir bei einer Überweisung stehts eine Referenz/Rechnungsnummer an, damit werden dann die Belege zusammengeführt.
Mein liebe Kollege Domingos neben mir hat leider kein SAP, sondern erhält von der Bank einmal im Monat eine siebennseitige A4-Liste mit den Bewegungen auf dem Konto. Nun (sollte) er anhand der Liste und eines Ausdrucks aus dem BH-Programm den Abgleich machen, was augenscheinlich extrem mühsam und zeitaufwändig ist. Da jedoch im 5-minuten Takt irgendwelche Leute ins Büro reinplatzen und irgendwas von ihm brauchen fehlt es ihm einfach an Zeit und Konzentrationsmöglichkeit für diese Aufgabe.
Meine Idee wäre, den Abgleich via Excel einfacher zu machen - daher hätte ich gestern versucht, den Ausdruck der Bank zu digitalisieren. War leider nix. Nächste Idee: wenns Internetbanking gäbe kann man da meist die Bewegungen runterladen...
Und tatsächlich, der Administrator im Büro nebenan hat angeblich einen Account zu Web-Zugang zum Konto.
Wenn das klappt hab ich einen großen Brocken hier heben können, Domingos hat diese Abstimmung seit März (also seit meine Vorgängerin Irmi nicht mehr da ist) nicht mehr gemacht. Wenn wir den Prozess einfacher machen können klappts vielleicht besser... Vamos ver, schaun ma mal.

Im sonstigen beginnt mein Arbeitstag momentan immer mit eine Portugiesischstunde mit einem mittlerweile Ex-Kollegen von Iris, Sr. Mussa. Er hat vorher bei FUSA als Englischlehrer gearbeitet. Die Grundschule (12 Klassen) hat er mit seinen 22 Jahren bereits abgschlossen, was nicht unbedingt Standard ist hier (unsere neue Empregada bspw. ist 38 Jahre alt und macht grad den Abschluss der 5.Klasse).
Er ist wie gesagt jung und sehr zielstrebig und wünscht sich nichts mehr als auf die Uni gehen zu können. Er kommt nun daher täglich zu mir auf die Uni, mit Hemd und Krawatte, und geniest es sehr etwas Uniluft zu riechen.
Er wohnt quasi neben der Uni im Bairro, kenne sein Haus leider nicht aber es wird eine Lehmhütte mit Strohdach wie alle anderen Hütten im Bairro sein. Durch seine Englischkenntnisse und gute Grundbildung sticht er schon gehörig aus der Masse, darüberhinaus ist er ein echt netter und zurückhaltender Kerl.
Für die tägliche Stunde will er auch kein Geld, er will solange Unterricht geben dass er genug für die Studiengebühren beisammen hat.
Die UCM, die katholische Uni von der ich diese Zeilen schreibe, wird er jedoch vermutlich nie besuchen können. Hier betragen die Gebühren unglaubliche 1.500 US-$ pro Semester, ein Betrag der eigentlich unvorstellbar ist, wenn man sich das durchschnittliche Jahreseinkommen von etwa 600 US-$ vor Augen hält. Ja, hier studiert die Elite, was mich eigentlich etwas betrübt...
Selbst die staatliche Uni, die zwar keinen guten Ruf geniest, verlangt etwa 100 US-$ Studiengebühren.
Er möchte gerne Portugiesisch und Englisch studieren, um ein richtiger Professor zu werden. Wir finden diese Idee sehr unterstützenswert und haben daher beschlossen, ihm das Studium auf der pädagogischen Hochschule (Gebühren ebenfalls ca. 100 $/Jahr) zu finanzieren und im Ausgleich Stunden bei ihm zu nehmen.
Die Stunden mit ihm sind sehr interessant, und das Portugiesische wird von Tag zu Tag besser...



Würd mich freuen mal wieder was von euch zu lesen, mein mailpostfach verhungert schon fast mangels Post...


Sommerlich heiße Grüße,

Andreas