Dienstag, 1. Februar 2011

Nachrichten aus Nairobi

Hallo liebe Freunde,

heut abend war eine Kollegin zu Besuch und war sehr aufgelöst über eine beunruhigende Entwicklung in Kenia.
Sie hat dort seit über 10 Jahren in Eigeninitative ein Straßenkinderprojekt mitaufgebaut und betreut es seitdem.
Wie es leider in dieser Ecke der Erde oft der Fall ist, zählen langjähriges Wohnrecht, offizielle Landbesitzurkunden und eine Erfolgsstory der sozialen Arbeit nichts, wenn eine regierungsnahe Organisation Apartmenthäuser in einem Armenviertel aufziehen will.

Über die lokale Tageszeitung wurden die über 15.000 betroffenen Einwohner informiert, innerhalb weniger Tage ihr Hab und Gut einzupacken und das Gebiet zu verlassen, "... für Schäden an Besitztümern oder Körperverletzung im Zuge der Räumung würde man keine Verantwortung übernehmen können" so der weitere Text der Anzeige.
Neben den tausenden betroffenen Familien sind auf dem Areal noch 6 Kirchen, eine Moschee, zwei Krankenhäuser und mehrere Schulen davon betroffen, dem Erdboden gleichgemacht zu werden um Platz für neue Apartmentkomplexe zu schaffen.
Auch das durch Spenden neugebaute Haus des Vereins "Panairobi" ist von der unmittelbaren Zerstörung bedroht, ein Zentrum in dem drei Sozialarbeiter zur Zeit 139 Kinder im Alter von 3-15 Jahren betreuen.

Durch kurzfristig organisierte rechtliche Unterstützung konnte nun zumindest ein Aufschub von ein paar Tagen erreicht werden, um die Rechtmäßigkeit des Landbesitzes mehrerer Einwohner vor Gericht zu klären. Wie die Erfolgsaussichten sind ist jedoch nicht abzusehen.

Nachfolgend noch der offizielle Pressetext von Panairobi, in den nächsten zwei Tagen werden Artikel in der Krone und den Salzburger Nachrichten erscheinen.

Unterstützungserklärungen via Facebook sind ausdrücklich erwünscht, hier der link:
http://de-de.facebook.com/pages/panairobi-verein-fur-strassenkinder-in-nairobi/137848539563138?v=wall

Web:
http://www.panairobi.net/

Pressetext:

Zwangsräumung in einem der größten Slums in Kenia. Salzburger Straßenkinderprojekt panairobi steht vor einer Katastrophe.

Der National Youth Service – ein Arm der kenianischen Regierung – hat am 27.1. durch eine Zeitungsannonce die Bevölkerung in einem Teil des Mathare North Slums aufgefordert, ihre Land sofort zu verlassen. Das bedeutet für ca. 15.000 Menschen die Vertreibung aus ihrem bisherigen Leben. Eine Alternative für die Bewohner wurde nicht gegeben.

Mehr als die Hälfte der Menschen leben in einfachen Wellblechhütten und haben durch Werkstätten, kleine Geschäfte und Bars ihre Lebensgrundlage und eine eigene funktionierende Infrastruktur geschaffen.

Der Salzburger Verein panairobi hat in diesem Gebiet gemeinsam mit Partnern und internationalen Spendern vor mehr als 10 Jahren ein Straßenkinderprojekt gegründet. Seit Beginn konnte erfolgreich mehr als 300 Kindern geholfen werden. Viele der Kinder die durch das Programm gegangen sind, haben nun ihr eigenes Geschäft, haben Arbeit gefunden oder zu studieren begonnen. Vor drei Monaten ist das neue Gebäude fertig geworden um die Kinder und deren Familien noch besser betreuen zu können. Doch nun soll alles aus sein.

Die Sozialarbeiter des Vereins sind gemeinsam mit anderen Grundbesitzern noch am Freitag vor Gericht gegangen und haben vor dem Rathaus von Nairobi demonstriert. Obwohl die Stadtverwaltung alle Dokumente, die den Besitz des Baugrunds durch das Straßenkinderprojekt MCFpanairobi und von anderen Landbesitzern bezeugen, gibt es vom NYS bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keine offizielle Stellungnahme.

Im dem selben Gebiet, dass dem Erdboden gleich gemacht werden soll, stehen zwei Krankenhäuser. Eines ist ein privates Krankenhaus mit 30 Betten, das andere ist durch die „German Doctors“ unterstützt und betreut vor allem HIV Patienten. Täglich suchen mehr als hundert Menschen das Krankenhaus auf um dort medizinische Hilfe zu bekommen.

Drei Primarschulen mit insgesamt 550 Kindern und ein College für technische Berufe in Mathare North sind von der Zwangsräumung betroffen. Sechs Kirchen und eine Moschee die von ca. 4000 – 6000 Menschen regelmäßig besucht werden, droht ebenfalls die Zerstörung durch Bulldozer.

Die Sozialarbeiter haben zwar von der Stadtverwaltung ein Schreiben erhalten, dass die Zwangsräumung bis mindestens zum 3. Februar aufgehalten wurde damit die Rechtmäßigkeit des Landbesitzes durch das Gericht überprüft werden kann. Es bleibt zu hoffen, dass auch das NYS darüber informiert wurde und nicht vorschnell vollendete Tatsachen geschaffen werden. Für einen Großteil der dort lebenden Menschen schaut es aber schlecht aus. Das Wenige, was sie besitzen wird in wenigen Tagen zerstört sein, wenn nicht noch ein Wunder passiert.

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