Freitag, 14. August 2009

FUSA

Mal sehen, wie lange mein Bericht – der schon überfällig ist - werden kann. Zum erzählen gibt es viel, aber ich muss nebenbei darauf achten, dass unser kleiner Hund Nhica nicht die Kabeln durchknappert. Nhica (= Schona: Erde, Welt) ist seit letzten Samstag bei uns und versüßt durch seine Anwesenheit unser neues Heim.

Nhica

Wie Andreas schon erzählt hat, haben wir uns schon behaglich eingerichtet, ein Haus mit kleinem Garten mitten in Palmeiras, ein ruhiger und angenehmer Teil Beiras, in der Nähe das Meer – der Platz ist wirklich geeignet für die nächsten zwei Jahre unsere „Insel“ zu sein.
Es überrascht mich, wie schnell wir uns häuslich eingerichtet haben. Innerhalb kürzester Zeit haben wir alle notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen, die hier dazugehören, um angenehm und sicher leben zu können.

unser Häuschen, die linke Hälfte des orangen Hauses


Dazu gehört auch Beth, unsere Empregada, die jetzt schon die gute Seele des Hauses ist, sich um die Wäsche und den Haushalt kümmert und nebenbei zaubert sie zu Mittag noch ein mosambikanisches Gericht auf unseren Tisch.
Und dazu gehört auch Bernardo der Guarda, der nachts Wache hält. Das hört sich nach unerschwinglichem Luxusleben an, und um ehrlich zu sein: so angenehm habe ich auch noch nie gewohnt. Dazu kommt noch, dass mein Arbeitsleben zurzeit noch so gut wie nicht existiert.

Am Montag war mein erster Arbeitstag bzw. wäre eigentlich mein erster Arbeitstag gewesen. Wahrscheinlich erlebe ich gerade einen typisch mosambikanischen Projektstart. Vor zwei Wochen habe ich mit Senhor Simonini, dem Leiter von FUSA, einen Plan ausgearbeitet, wie mein Einstieg ablaufen soll. Am Programm stand zwei Wochen lang jeden Tag mindestens drei Partnerorganisationen besuchen und kennenlernen. Ich war überrascht über die effiziente und vorrausschauende Vorgehensweise von Simonini. Nun ist von dem Plan vorerst nichts übrig.
Am Montag wartete ich wie vereinbart um 9 h im Horizont 3000 Büro. Vorsichtshalber habe ich meinen Krimi eingepackt, da ich schon die Erfahrung gemacht habe, dass Simonini gerne zu spät kommt. An diesem ersten Tag ist er nicht erschienen, telefonisch war er ebenfalls nicht erreichbar. Am Abend erhielt ich eine Rückmeldung auf mein SMS: er habe sich den ganzen Tag um meine Papiere gekümmert.
Am Dienstag sagte er mir telefonisch, dass wir unseren Plan ändern müssen, warum weiß ich nicht, weil dann die Verbindung abriss. Aber zumindest funktionierte die Kommunikation an diesem Tag via SMS.
Heute (5.8.09) habe ich ihn schließlich tatsächlich getroffen – für eine Stunde. Die wichtigsten Dinge haben wir besprochen (er ist gerade dran mein Arbeitsvisum zu organisieren, was in Mosambik nicht gerade unkompliziert ist), dann war er schon wieder weg mit den Worten er wird sich bei mir melden, wenn er bei der Direccao de Trabalho fertig ist. Daher war ich wieder um 10 h zuhause und anschließend entpuppte sich dieser Tag auch wieder als ein Freier.

Von meiner Partnerorganisation FUSA kenne ich bis jetzt nur den Leiter Simonini. (FUSA = United Family for Solidarity in Africa) Simonini sucht gerade ein neues Büro, daher gibt es nicht den Ort wo ich selbstständig hingehen kann um schon mal Kollegen zu treffen. Grundsätzlich ist FUSA aber eine sehr interessante Organisation. Sie arbeiten an einer Schnittstelle mit vielen anderen Partnerorganisationen, die ebenfalls mit spezifischen Gruppen (Blinde, Taube, körperlich und geistig behinderte Menschen etc.) arbeiten. Der Schwerpunkt und ich schätze auch die Stärke von FUSA ist es Ausbildungen und Kurse für Klienten dieser Organisationen durchzuführen. Und dass ist in Mosambik auch dringend notwendig, da es ansonsten keine sonderpädagogische Förderung gibt. Behinderte Kinder oder Kinder von behinderten Eltern die auf der Straße leben haben daher auch schlechte oder gar keine Bildung. Das Arbeitsfeld scheint also unermesslich groß zu sein.
In dem Organigramm, das mir Simonini am Anfang zur Erläuterung gegeben hat, erkennt man wahrscheinlich vor allem die Fußabdrücke der Entwicklungshelfer die vor mir mit FUSA gearbeitet haben. Auch die Berichte lesen sich sehr wohlwollend in einer Arbeitssprache, wie man sie auch in europäischen Berichten kennt.
So war ich nach dem ersten Gespräch mit Simonini ziemlich beeindruckt und überrascht. Der Hintergrund und auch die konkrete Arbeit von FUSA ist aber immer noch nicht greifbar, da mir die Informationen wie Sand zwischen den Fingern entgleiten, und auch Simonini kurze Zeit später wieder verschwunden ist. Nach den ersten Erfahrungen ist klar, dass es erst einmal darum gehen muss einen Fuß in die Organisation zu bekommen. Wohlbekannte Beziehungsarbeit also, die mitunter auch nachgehend sein muss, ähnlich wie bei den Familien mit denen ich in Österreich gearbeitet habe, nur dass mein neuer Klient eine afrikanische Organisation ist.

Also verbringe ich zur Zeit die Tage damit, mich mindestens einmal in eine der Chapas (Sammeltaxis) hineinzuquetschen und auf einem der Märkte oder Shops Besorgungen zu machen und danach ist auch immer noch viel Zeit die Seele baumeln zu lassen, Bücher zu lesen, mit dem kleinen Hund zu spielen und einfach die Stadt und das Leben hier auf mich wirken zu lassen. Beira gefällt mir ziemlich gut. Es ist eine vielseitige, lebendige Stadt mit einem entspannten Tempo. Andreas und ich sind in der österreichisch-deutschen Community, die sich hier mittlerweile gefunden hat, gut aufgehoben. Wir haben schon mehrere Abende damit verbracht Karten zu spielen und ansonsten findet sich auch immer eine gemeinsame Unternehmung. Das Klima ist auch gerade sehr angenehm. Während es die ersten beiden Wochen, die wir hier waren ungewöhnlich oft für die Trockenzeit geregnet hat und auch kalt war, hat sich das Wetter nun wieder normalisiert. Es ist sonnig, die Temperaturen klettern untertags auf ca. 25 Grad. Manchmal sind Tage dabei die etwas heißer sind und eine Vorahnung erwecken, wie die stickig schwülen Sommertage in Beira dann sein werden.




Ich hoffe auch das Wetter in Österreich hat sich inzwischen normalisiert und ihr könnt einen halbwegs trockenen und sonnigen Sommer genießen!
Ich freue mich über eure Nachrichten aus Österreich und schicke auf diesen Weg liebe Grüße!

Iris

1 Kommentar:

  1. Hi!
    Hübsch euer Häuschen! Und euer Hund natürlich auch, aber ich finde "PapaRatzi" hätte ihm als Name auch gut gestanden! Eure Beschreibungen vom Leben dort in Mosambik sind super, so dass wir echt in Versuchung kommen würden euch zu besuchen. Eure Berichte sind ein guter Ersatz fürs Reisen in die Ferne. lg michi+julia+babyimbauch

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