Freitag, 6. November 2009

Lebenszeichen einer Arbeitssuchenden

Hallo!

Auch ich melde mich mal wieder! Langsam wache ich aus meiner Lethargie wieder auf. Die letzten Wochen waren neben dem DW-Meeting in Sussundenga eher ereignislos. Anfang Oktober gab es die Zustimmung von H3 für das Aus meines Projektes, was ganz in meinem Sinne ist. Mit dem Aus gibt es nun grünes Licht eine neue Organisation zu suchen. Da es da für mich nicht allzu viel zu tun gibt und ich nach wie vor versuche mich zuhause so gut wie möglich zu beschäftigen, musste ich jetzt erst einmal durch ein großes Motivationstief durch. War es ja gerade das, was ich vermeiden wollte: ohne sinnvolle Aufgabe in einem fremden Land sein. Der fehlende Arbeitskontext bedingt dann natürlich auch, dass mit meinem Portugiesisch so gut wie nix weitergegangen ist. Letzte Woche habe ich mich dann einfach fallen lassen in das Buch „Garp und wie er die Welt sah“ von John Irving, um die Nachwehen des DW-Meetings zu vergessen. Die dortigen Diskussionen haben trotz meines immerwährenden Optimismus ziemlich an mir genagt. Es wurde viel erzählt, es wurde viel thematisiert, neben Kritik wurde versucht viele konstruktive Vorschläge zu machen, ... und es wurde sehr klar, dass vieles anders gemacht werden sollte. Es ist nicht nur meine Situation schwierig, sondern die einiger anderer auch.
Wolfgang, unser Vorortstrukturleiter setzt sich nun für mich ein, dass ich so schnell wie möglich ein neues Projekt bekomme, um das Dire-Problem dadurch ebenfalls lösen zu können. Ich habe immer noch nur ein vorübergehendes Visum, wodurch ich Ende November wieder Zimbabwe besuchen muss, um dort ein Neues zu beantragen. Da unser letzter Zimbambwe-Bericht noch aussteht, gibt es dann eine weitere Chance euch von diesem Land zu erzählen.
Im Zusammenhang mit FUSA fand ich bis zuletzt immer mehr Details heraus, die die Organisation so vertrauensunwürdig machte, was zu dem Schluss führen musste, dass ich und H3 uns zurückzogen. Wen mehr Details interessieren erzähle ich sie gerne persönlich.
Diese Woche plane ich sehr leidenschaftlich, was mit dem kleinen Stück Erde in unserem Hof noch anzufangen ist. Ich habe bereits Piri-Piri gesammelt (Hmm! und daraus eine super scharfe Sauce gemacht), ein paar Kräuter gibt es auch schon und die erste Tomate wurde heute reif. Die Bananenstaude, die ich schon vor mehreren Wochen gesetzt habe wächst lustig drauflos. Aber aus dem kleinen Garten lässt sich sicherlich noch mehr rausholen!
Auch Sprachstunden habe ich jetzt wieder begonnen. Mussa (siehe Bericht von Andreas) scheint ein besserer Lehrer zu sein, als die beiden anderen mit denen ich es vorher probiert habe. Rabia, mit der ich zuletzt Stunden gemacht habe, ist Volksschullehrerin und hat mir gezeigt, wie schrecklich mosambikanische Lehrmethoden sein können. Ich drückte für sie beide Augen zu, weil sie nett ist und weil sie auch hochschwanger war. Traurig war dann, dass sie ihr Kind verloren hat – auch ein typisch mosambikanisches Schicksal.
Die Sterblichkeit bei der Geburt ist hier sehr hoch. Ich habe ihrem Mann Julinho Geld geliehen (300 Mt = weniger als 10 €), dass er ihr ein dringendes Medikament kaufen konnte, um ihre gesundheitliche Situation zu stabilisieren. So was wie eine Krankenkassa gibt’s eben auch nicht. Ein dringendes Medikament wird im Krankenhaus einfach nicht verabreicht, wenn es sich die betreffende Person nicht leisten kann. Julinho hat mir bei unserem Rundgang im „Hospital Central da Beira“ das Krankenhaus als den Ort vorgestellt, wo viele Leute herkommen, um zu sterben. In Österreich würde man sagen, dass ein Krankenhaus dazu da ist, um wieder gesund zu werden. Und meine Erzählung von der Existenz einer Allgemeinen Krankenkassa klingt in den Ohren von Julinho sehr, sehr unwirklich und sehr paradiesisch.
Vieles ist anders, insbesondere unsere „Welt“ rückt in ein anderes Licht. Und die Arbeit in diesem Kontext (inklusive Organisationen) ist manchmal sehr, sehr absurd. Ich denke, dass neben schönen Erlebnissen auch noch sehr viele Verrücktheiten auf uns warten. Aber deshalb sind wir ja hier, um die Welt von einer anderen Seite zu betrachten!

Ganz liebe Grüße an euch alle!

Iris

P.S. Zwischen den Zeilen habe ich ein paar Sonnenstrahlen eingepackt! Ich denke ihr könnt sie jetzt brauchen :-)

3 Kommentare:

  1. Hallo Iris

    Deine Zeilen klingen ziemlich deprimiert! Nimm deine ganze Kraft zusasmmen,-Andreas wird dir sicherlich eine Hilfe dabei sein - und durchtauche das Tief! -- Du hast gewusst, es wird nicht einfach - da ist es nun, das tal - aber du weißt, dass es auch einen Weg heraus gibt!!
    Monika und ich halten halte dir ganz fest die Daumen!!

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  2. Hi Iris!
    Echt schade, dass du derzeit projektlos bist - aber du schaffst das schon. Auch hier in Österreich hast du immer wieder Hürden überwunden. Und du als meine "Zwillingsschwester" schaffst es ja mit links. also alles Gute, wir halten dir die Daumen. lg michi, julia und camilla

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  3. Hallo Iris,...

    Danke mal fürs ausführlich schreiben...

    Wünsche Dir Alles Gute & nimms nicht zu schwer...
    PS.: Jeder hat das RECHT mal "nichts" zu tun & so schwer es klingt - geniesse es!

    lg Gerald

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