Montag, 15. Oktober 2012

Das letzte Muh der Heiligen Kuh

mal eine kurze Anektdote aus dem Besprechungszimmer des Rektorats, in dem wir wiedermal seit 12 Stunden im Conselho de Gestão Financeira, dem Finanzsenat, verbringen.

Als ich vor 9 Jahren (uff, tatsaechlich) meine Diplomarbeit geschrieben habe und in der Unibibliothek nach Literatur gesucht habe, bin ich im Regal zwischen Insitutionenoekonomie und Organisationslehre auf einen ungewoehnlichen Buchtitel gestossen: "Das letzte Muh der Heiligen Kuh" von Robert Kriegel und David Brandt.
Der eigenwillige Titel hatte eine interessante These, in vielen Organsiationen gibt es zahlreiche Heilige Kuehe die unantastbar wirken und nicht geschlachtet werden, Indien-Kenner wissen wohl was gemeint ist.
Im Buch wird zu einem internen Wettbewerb aufgerufen, einen Kuhglocke in der Abteilung aufzuhaengen und diese laeuten zu lassen, wenn eine Heilige Kuh gefunden wurde die geschlachtet werden kann.

Heute im Conselho habe ich die Glocke mal laeuten lassen, mit dem folgenden Vorschlag:
Auf der Uni gibts zig Gebuehren fuer administrative Anfragen der Studenten, 10 Metical (25 Cent) fuer eine Bestaetigung, 50 Metical fuer eine andere, 70 MTN fuer das und jenes. In Mosambik ist das ueblich, aehnlich unseren gluecklicherweise mittlerweile ausgestorbenen Stempelmarken auf den Aemtern.
Als es nun als vorletzten Punkt nun um die Anpassung der Studiengebuehren ging hab ich mal ganz frech eingeworfen: Studiengebuehren um den Inflationssatz erhoehen und gleichzeitig als Anreiz diesen Kleinkram lassen, der ohnehin nicht wirklich zum Erfolg der Fakultaet beitraegt (wissen wir mittlerweile auch dank der neuen Berichte...).
Abgesehen vom geringen Einfluss auf das Ergebnis sind diese ganzen Gebuehren natuerlich ein irrsinniger buerokratischer Aufwand. Der Student darf ja hier nicht Bar zahlen (Korruptionseindaemmungsmassnahme) sondern muss alles aufs Konto einzahlen. Will er also eine Bestaetigung fuer seine Pruefung oder was weiss ich muss er vor der Ausstellung den Betrag erfahren, sich auf der Bank anstellen und den Laercherlschas aufs Konto einzahlen und mit dem Einzahlungsbeleg kann er dann endlich seinen gewuenschten Zettel abholen.

Diese Minigebuehren waren solch eine Heilige Kuh, aufgrund der Betriebsblindheit kommt keiner der 12 anwesenden Fuehrungskraefte und internen Berater auf die Idee diese Dinge abzuschaffen, was war wird immer sein - kurzum der Vorschlag kam ueberraschend aber sehr gut an und wurde nach kurzer Diskussion dankend aufgenommen, nicht nur die Buchhalter werden sich freuen sondern auch den Studenten wurde so der Alltag erleichtert.

So, jetzt kann ich nur noch hoffen dass dieser Marathon bald ein Ende findet, morgen gehts um 8:00 weiter und das wird dann der letzte Conselho fuer mich gewesen sein - das verhilft zur Geduld die ansonsten wohl schon seit Stunden aufgebraucht waere...

Liebe Gruesse,

Andreas

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