Samstag, 6. Oktober 2012

aus dem Busch ist in den Busch, back in Beira

so, wir sind wieder gut von unserem Urlaub zurueckgekommen. Urlaub machen heisst hier vor allem im Auto sitzen und schier unendliche Distanzen zurueckzulegen.
Alleine bis zur ersten Strassenkreuzung, bei der man sich Richtung Norden, Sueden oder Westen entscheiden kann, sind es ca. 140km oder 2 Stunden Fahrt - noch dazu auf einer der schlechtesten Teerstrassen des Landes. Schlagloecher im Badewannenformat, eine Menge Schwerverkehr mit Holz, Kohle oder anderen Exportguetern die sich einen Dreck um einen entgegenkommenden PKW kuemmern und ueberholen oder den eben erwaehnten Schlagbadewannen ausweichen.

Dennoch sind alle bisherigen Reisen hier immer wieder zauberhaft. Diesesmal haben wir uns mitten in Simbabwe mit Andi und Kerstin getroffen und haben das anruechige Simbabwe bereist. Die Victoriafaelle waren diesmal sogar noch beeindruckender als bei unserem ersten Besuch von vor zwei Jahren, da ein bissl weniger Wasser runtergerauscht ist und somit die 1,5 km lange Fallkante des Wasserfalls sichtbar war - im Mai, also kurz nach der Regenzeit beim letzten Mal wurden wir watschelnass als wir in die Naehe der Klippe kamen und konnten vor lauter Gischt kaum was sehen.
Anschliessend gings in den Hwange Nationalpark, der etwa um ein Drittel groesser ist als ganz Oberoesterreich allerdings deutlich weniger Versorgungsmoeglichkeiten bietet (keine Tankstelle, kein Supermarkt, drei Camps mit einfachen Haeusern zum Uebernachten).
Dafuer gibts Natur und Tiere - wir stehen kurz vor der Regenzeit, es hat hier seit April nicht geregnet und umsomehr Tiere zeigen sich nun an den wenigen verbliebenen Wasserstellen. Elefanten, Bueffel, Loewen und Antilopen in Steinwurfweite sind einfach immer wieder ein Erlebnis.
Allerdings hat uns der Ausflug in den Busch einen platten Reifen und ein Leck im Kuehler beschert, das jedoch schon in der naechsten Stadt provisorisch und ein paar Tage spaeter vollstaendig gerichtet wurde - stundenlanges Warten in den afrikanischen Werkstaetten miteingerechnet.

Das Nachbarland Simbabwe hat einen ganz eigenen Flair, voellig anders als Mosambik. In Simbabwe waren bis 1980 die Briten als Kolonialmacht aktiv und haben im Gegensatz zu den Portugiesen in Mosambik die Infrastruktur gut ausgebaut. Nach den Krisen der letzten 10,15 Jahre ist das Land am Boden, vieles aus der "alten Zeit" ist aber noch mehr oder weniger gut erhalten oder wird am Leben erhalten. Vintage-Fans wuerden wohl an diesem Land einen Narren fressen. In so manchen Hotels und Lodges taucht man dort wie in eine andere Zeit ein, faszinierend.

Nun sind wir allerdings schon wieder in Beira und geniessen noch ein paar Urlaubstage mit unseren Gaesten. Naechste Woche gehts dann wieder an die Uni, ein paar interessante Dinge stehen an bevor in knapp zwei Wochen mein Vater kommt und wir nochmal einen kleinen Urlaub machen - der Letzte denn bald gehts ja wieder Richtung Heimat.
Am 20.September hat die Deadline fuer die Einreichung der Budget unserer "Business Units" geendet, wie man unsere Fakultaeten wohl auf neudeutsch nennen wuerde. Bis heute sind auch tatsaechlich schon 4 der 12 Budgets eingetroffen, wau - in zwei Wochen tagt der Universitaetsrat, an dem die Budgets praesentiert und genehmigt werden sollten, ich bin schon gespannt welche Ausreden sich die werten Herren wieder einfallen lassen warum sie nicht zeitgerecht und im standartisierten Format gemacht wurden.
Daneben gilt es noch das Angebot fuer mein Nachfolgeprojekt zu ueberarbeiten. Hier wurde die ERP-Software Primavera von einem Kollegen vor knapp 5 Jahren eingefuehrt, nachdem ich nun die Buchhaltungs- und Controllingecke halbwegs auf Schiene gebracht habe geht es nun an die Erweiterung desselben, mit lokalen Dienstleistern und Consultants. Kostenpunkt schlappe 100.000 USD, fuer europaeische Verhaeltnisse wohl ein Klacks, hier schlucken die Herren jedoch gehoerig an dem Angebot. Nachdem ich aber die Uni nun schon so gut kenne wird die Argumentation fuer diese Investition leicht werden, der Uni gehen jaehrlich derartige Unsummen durch fehlende Rechnungskontrolle durch die Lappen, eine Verminderung der Aussenstaende unserer Studenten von 10% wurde diese Ausgabe schon innerhalb eines Jahres amortisieren. Allerdings ist bisher intern noch niemand auf die Idee gekommen sich diese Ecke mal genauer durchzurechnen, tja.

Und so gehts echt langsam aber sicher Richtung Ende unserer Arbeit hier. Ich muss schon sagen dass die Wehmut jeden Tag groesser wird. Waehrend vor ein paar Wochen die Pendel noch eindeutig fuer Oesterreich ausgeschlagen haben so bewirken ein paar freie Tage ohne nennenswerte Probleme im Arbeitskontext ein deutliches Ausschlagen in die andere Richtung. Gemuetlich und schoen ist es hier allzumal, aber dennoch schlaegt unser Herz (noch) den europaeischen Takt.
3,5 Jahre ist eine lange Zeit - aus europaeischer Sicht wohl noch laenger als aus dem afrikanischen Blickwinkel, ich fuerchte wenn wir jetzt nicht den Rueckzug antreten wuerden wir wohl dem Rythmus Afrikas endgueltig verfallen und sich die Tueren in der EU schliessen. Verbuscht nennen das dann die Entwicklungshelfer - ich habe schon einige Kollegen kennengelernt die mit Europa einfach nicht mehr koennen.

Viele Dinge des taeglichen Lebens sehen wir nun voellig anders als vor 3 Jahren, ich hoffe manche dieser Blickwinkel auch mitnehmen zu koennen und das Leben in Oesterreich etwas anders angehen zu koennen. Denn so wie es aus der Fremdperspektive wirkt ist so einiges im Busch in letzter Zeit, ich bin gespannt wohin es mit Oesterreich, der EU und der westlichen Welt in den naechsten 20 Jahren hingehen wird, denn die Karten werden neu gemischt, so zumindest mein persoenlicher Eindruck den wir von hier aus lediglich aus Medien und dem Internet gewinnen koennen. Was immer auch passieren wird, wir wollen es in Europa miterleben.

Fotos wie gewohnt etwas spaeter, sobald die Favoriten gekuert sind und das Internet den Upload packt.

Liebe Gruesse,

Andreas & Iris

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